Verhaltensforschung: Wenn der Hai ein Nickerchen hält
Wie alle Wirbeltiere müssen auch Haie hin und wieder ruhen, doch haben sie dabei ein Problem: Nur wenn sie sich konstant bewegen, rauscht genügend sauerstoffhaltiges Wasser durch ihre Kiemen, um sie am Leben zu erhalten. Denn als Knorpelfisch besitzen sie im Gegensatz zu den meisten Knochenfischen keine Schwimmblase, die ihnen Auftrieb gibt. Beobachtungen schlafender Haie sind daher bislang sehr selten. Wissenschaftler der Woods Hole Oceanographic Institution und der mexikanischen Naturschutzorganisation Pelagios Kakunjá veröffentlichten nun jedoch über "Discovery" ein Video, das wahrscheinlich einen Weißen Hai beim Nickerchen zeigt. Zumindest legen dies die nächtlichen Beobachtungen eines besenderten Hais nahe, den die Forscher mit einem Tauchroboter bei der mexikanischen Pazifikinsel Guadalupe begleiteten.
Tagsüber hält sich dieser Hai in der Nähe der Oberfläche und von Robbenkolonien auf, wo er nach Beute Ausschau hält und jagt. Nachts jedoch sinkt das Weibchen in die Tiefe ab und schwimmt sehr ruhig nahe über dem Grund gegen den Strom. Diese etwa drei Kilometer pro Stunde schnelle Strömung sorgt dafür, dass beständig frisches Wasser die Kiemen umspült, ohne dass der Hai sich dafür besonders anstrengen muss. Anders als am Tag bleibt der Fisch nachts auch nicht ortstreu, sondern umrundet Teile der Insel. Gleichzeitig hält er seinen Mund offen und wirkt, als sei er in Trance. Frühere Beobachtungen von "dösenden" Haien weisen auf ein ähnliches Verhalten hin: Die Haie reagierten in diesem Zustand kaum auf äußere Reize wie beispielsweise sich nähernde Taucher, obwohl ihre Sinnesorgane voll aktiv waren. Durch das langsame Schwimmen und die eingeschränkte Reaktionsfähigkeit sparen sie Energie und regenerieren, so dass sie tagsüber wieder agil auf Beutefang gehen können.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben