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News: Es geht ans Herz

Wer denkt beim Auftreten einer Chlamydien-Infektion schon an eine mögliche Herzkrankheit? Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern hat festgestellt, daß tatsächlich ein Zusammenhang bestehen könnte. Sie vermuten, daß Chlamydien eine sogenannte 'molekulare Mimikry' vollführen. So wäre es ihnen möglich, eine Autoimmunreaktion des Wirtes auszulösen, die letztendlich zu einer Entzündung des Herzens führen könnte.
In der Vergangenheit wurde eine Reihe von epidemiologischen Studien durchgeführt, die auf einen Zusammenhang zwischen Infektionen mit Chlamydien und dem Auftreten von Herzkrankheiten hindeuten. Aber bis heute war es eine ungeklärte Frage, worauf eine solche Kopplung beruhen könnte. Beide Krankheiten für sich gesehen verkörpern große Probleme des Gesundheitswesens. Chlamydien sind eine Hauptursache für sexuell übertragene Geschlechtskrankheiten und Unfruchtbarkeit bei Frauen. Außerdem können sie Augeninfektionen und Lungenentzündung bei Kindern hervorrufen. Krankheiten des Herzens wiederum sind die häufigste Todesursache in westlichen Ländern.

Kurt Bachmaier vom Ontario Cancer Institute der University of Toronto hat nun zusammen mit Kollegen aus Kanada, Österreich und den USA herausgefunden, wie Chlamydien-Infektion und Herzkrankheit zusammenhängen könnten. Aufgrund seiner Erkenntnisse aus einem Mäuse-Modell sieht er in einer Autoimmunstörung das fehlende Verbindungsglied (Science, Ausgabe vom 26. Februar 1999).

Wie der oftmals zitierte "Wolf im Schafspelz" tragen einige pathogene Keime bestimmte Proteine auf ihren Oberflächen, die fast identisch mit den Proteinen der Zellen ihres Wirts sind. Dadurch täuschen die Krankheitserreger das Immunsystem des Wirts – sie gehen als körpereigene Zellen durch. Manchmal aber läßt sich das Immunsystem doch nicht hinters Licht führen und startet eine Abwehrreaktion. Wenn eine solche Gegenwehr aber auch die wirtseigenen Zellen schädigt, dann liegt eine Autoimmunstörung vor.

Bachmeier und seine Kollegen fanden ein Proteinstück auf der Chlamydien-Oberfläche, das einem anderen Protein im Herzmuskel glich, dem Myosin. Diese Entdeckung läßt die Wissenschaftler vermuten, eine Chlamydien-Infektion könnte eine lokale Immunreaktion auslösen, die dann zu einer körperweiten Aktivierung des Immunsystems führt. Eine Autoimmunstörung im Herzen würde auftreten, wenn die wirtseigenen Abwehrzellen dann auch das Myosin des Herzmuskels angreifen.

In früheren Untersuchungen wurde Mäusen diese Art von Myosin injiziert. Die Behandlung verursachte bei den Versuchstieren eine entzündliche Erkrankung des Herzens. Die Wissenschaftler identifizierten die spezifische Peptid-Sequenz des Myosin, welche die Krankheit auslöste. In der Folge suchten die Forscher dann nach viralen oder bakteriellen Sequenzen, die der Peptid-Sequenz des Myosin gleichen. In Proteinen der äußeren Membran von drei verschiedenen Chlamydien-Stämmen wurden sie fündig. Sobald den Mäusen diese Peptide verabreicht wurden, kam es dadurch zur Aktivierung der selben Immunzellen, die auch auf das Myosin des Herzmuskels reagiert hatten. Es wurde ebenfalls eine entzündliche Herzerkrankung hervorgerufen.

Infektionen mit Chlamydien sind so weit verbreitet, daß jeder Mensch damit rechnen muß, wenigstens einmal im Leben damit konfrontiert zu werden. In dem Mäuse-Modell der Wissenschaftler hing das tatsächliche Auftreten einer Herzerkrankung von genetischen Unterschieden der verschiedenen Mausstämme ab. Aus diesem Grunde vermuten die Forscher, auch bei Menschen könnte eine Prädisposition für Chlamydien-verursachte Herzbeschwerden durch genetische und umweltbedingte Risikofaktoren angelegt sein.

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