News: Es ist noch vor Zwölf
Zu diesem Schluss kommen jedenfalls die renomierten Klimaforscher Brian O'Neill von der Brown University und Michael Oppenheimer von der Princeton University, nachdem sie beispielhaft drei Folgen des Klimawandels simulierten. "Zwar zweifelt auch die Bush-Administration nicht an den Klimaveränderungen, jedoch will sie darauf mit Anpassung reagieren", bemerkt Oppenheimer. "Doch manche Folgen sind so tiefgreifend, dass es sie unbedingt zu vermeiden gilt."
Zu diesen Folgen gehören das Abschmelzen der antarktischen Eismassen und das Erliegen großräumiger Meeresströmungen wie des Golfstroms. Beides hätte globale Auswirkungen auf die Meeresspiegel und das Wettergeschehen. Regional sind insbesondere Ökosysteme betroffen. Beispielhaft zeigten die Forscher das am Schicksal der Korallenriffe.
Im Mittelpunkt ihrer Veröffentlichung steht die unbedingte Forderung, die Kohlendioxidgehalte in der Atmosphäre bei 450 parts per million zu stabilisieren. Das entspricht bis zum Ende des Jahrhunderts einem globalen Temperaturanstieg von 1,2 bis 2,3 Grad Celsius. Gelänge dies bis 2020 nicht, wären katastrophale Folgen vermutlich unausweichlich. Zum Vergleich: Derzeit liegen die CO2-Konzentrationen bei 370 parts per million, vor der Industralisierung waren es 280 parts per million.
Doch selbst wenn wir diese Kurve kriegten, die Korallenriffe - und viele andere Ökosysteme auch - dürften dabei wohl auf der Strecke bleiben. Sie sind schon jetzt weltweit zum Teil stark geschädigt. Ein Temperaturanstieg um mehr als ein Grad bedeutete für die meisten Riffe wohl das endgültige Aus.
Was die westantarktischen Eismassen betrifft, so schmelzen sie erst, wenn die Temperaturen um etwa zwei Grad nach oben klettern. Ein Anstieg des Meeresspiegels um vier bis sechs Meter wäre die Folge; viele Küstenstädte stünden dann unter Wasser.
Die globalen Meeresströmung blieben indes wohl auch noch stabil, wenn es am Ende des Jahrhunderts um drei Grad wärmer ist. Angesichts vieler Unwägbarkeiten warnen die Wissenschaftler jedoch davor, es darauf ankommen zu lassen. Nicht nur für die Länder Mittel- und Nordeuropas, die ihr mildes Klima dem Golfstrom verdanken, wären die Konsequenzen unabsehbar.
Manche halten das Kyoto-Protokoll für einen Papiertiger, doch nach Ansicht von O'Neill und Oppenheimer könnte eine konsequente Umsetzung der Maßnahmen bis 2010 immerhin Schlimmstes verhindern. Das wiederum sehen die Forscher keinesfalls als Entwarnung. Vielmehr verweisen sie auf die vielen Unwägbarkeiten, die in solchen Prognosen stecken. Auch sei es mit dem Kyoto-Protokoll nicht getan, vielmehr gelte es, nach 2010 weitere Maßnahmen zu ergreifen. Das Protokoll sei allenfalls der Anfang.
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