News: Es liegt auf der Hand
Heute ist bekannt, dass der Neandertaler, der auf den wissenschaftlichen Namen Homo (sapiens) neanderthalensis hört, irgendwann vor etwa 200 000 Jahren auftauchte und vor rund 30 000 Jahren wieder verschwand. Er gilt nicht als unmittelbarer Vorfahre des modernen Menschen Homo sapiens sapiens, sondern beide Hominidenarten lebten jahrtausendelang zusammen – ob friedlich, das weiß niemand. Die Wissenschaft rätselt, warum die Neandertaler ausstarben und von unseren Vorfahren verdrängt werden konnten. "Sie waren über 100 000 Jahre lang erfolgreich. Es könnte jedoch möglich sein, dass die Verhaltensmuster des modernen Menschen irgendwie dem Verhalten der Neandertaler überlegen waren – insbesondere beim Gebrauch von effizienteren und komplexeren Steinwerkzeugen", spekuliert Wesley Niewoehner von der University of New Mexico in Albuquerque.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, schaute sich Niewoehner die Hände der Neandertaler näher an. Er rekonstruierte dreidimensionale Ansichten der Metacarpalia, der Mittelhandknochen, und verglich sie mit den Metacarpalia von modernen Menschen – jedoch aus der gleichen Zeit. Die Unterschiede sind deutlich: Während die Mittelhandknochen des Homo sapiens zart und grazil wirken, erscheinen die der Neandertaler viel gröber.
Niewoehner schließt daraus, dass die Neandertaler ungeschickter im Werkzeuggebrauch waren. Sie nutzten zwar ähnliche Steinwerkzeuge wie ihre Verwandten, konnten diese jedoch nicht so effektiv einsetzen. Dagegen war die Feinmotorik des modernen Menschen durch die grazileren Hände präziser ausgebildet, und vielleicht waren sie auch weniger anfällig für Gelenkerkrankungen wie Osteoarthritis. "Dies sagt uns nicht genau, warum Neandertaler ausstarben", schränkt der Anthropologe ein, könnte jedoch erklären, warum es kaum Kunstgegenstände wie Schnitzereien oder Höhlenmalereien vom Neandertaler gibt. Und die Fähigkeit zum künstlerischem Ausdruck gehört untrennbar zur sozialen Evolution des modernen Menschen.
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