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News: Es schlägt sich im Eisen nieder

Wie die sogenannten Bändereisenerze entstanden sind, zählt zu den offenen Fragen der Geologie. Durch eine eigens entwickelte Untersuchungsmethode können Geochemiker der University of Wisconsin nun mehr darüber sagen. Denn nicht nur die Jahresringe der Bäume sagen einiges aus: Die Untersuchungsergebnisse der Bändereisenerze können eine ganze Menge über die zur jeweiligen Ablagerungszeit herrschende chemische Atmosphäre erzählen. Sie können sogar als Zeugen für mikrobielle Aktivitäten gewertet werden.
Um neue Einblicke in die frühen Kapitel der Erdgeschichte zu bekommen, folgten die Wissenschaftler der University of Wisconsin in Madison bei ihren Forschungen einer einfachen Überlegung. Einerseits nehmen alle Lebewesen regelmäßig Eisen auf, andererseits ist Eisen aber auch recht verbreitet in Gesteinen, ohne daß Lebewesen das Geringste damit zu tun hätten. Wenn man also das Eisen erkennen könnte, das von einem Organismus "verdaut" worden ist, dann hätte man einen sehr nützlichen Fingerabdruck des Lebens.

Der Geochemiker Brian Beard erklärt die zu diesem Zweck entwickelte Methode: "Sie basiert auf chemischen Variationen im Verhältnis der Eisenisotope. Gesteine beispielsweise, die bei so hohen Temperaturen entstanden sind, daß Leben dabei keine Rolle spielt, haben eine konstante Verteilung von Eisen-56 und Eisen-54. Anders sieht es aus, wenn wir Sedimente betrachten, die bei ihrer Entstehung von Lebewesen beeinflußt worden sind. Hier kann eine ganz typische Abweichung der Isotopenverteilung auftreten." Somit wären Veränderungen dieser Eisenisotope ein Bioindikator, der zeigt, ob bei der Entstehung von Gesteinen Mikroorganismen aktiv waren.

Um diese Annahme zu bestätigen, untersuchten die Geochemiker unter anderem mehr als zwei Milliarden Jahre alte Bändereisenerze aus der Gegend des Oberen Sees im Norden der USA. Diese feinen hellen und dunklen Bänder, die sich manchmal über Hunderte von Kilometern verfolgen lassen, sind in den Meeren der präkambrischen Vorzeit abgelagert worden. Brian Beard: "Anscheinend ist die Bildung dieser Bänder eng verbunden mit den chemischen Eigenschaften der Atmosphäre. Prinzipiell muß der Gehalt an freiem Sauerstoff sehr gering sein, aber er muß aus noch unbekannten Gründen plötzlich ansteigen. Wann immer das passierte, schlug sich das im Meerwasser gelöste Eisen nieder und ein neues dunkles Band entstand. Nach einer Weile sank der Sauerstoffgehalt wieder, eine helle Schicht folgt. Die Frage war nun: Haben Organismen den Sauerstoff produziert, der zum Niederschlag des Eisens führte?" Nach dem Eisen-56-Fingerabdruck, den die Forscher nahmen, treten in den hellen Lagen tatsächlich die für die Beteiligung von Organismen typischen Schwankungen auf. Der Schluß der Forscher: Die hellen Bänder erzählen tatsächlich von der mikrobiellen Tätigkeit von Einzellern, die das Eisen für ihren Stoffwechsel verwendeten.

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