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Sternentstehung: Es werde Licht

Im Januar dieses Jahres entdeckte der Amateurastronom Jay McNeil im Sternbild Orion einen Nebel. Große Staubmassen stürzen dort offenbar alle paar Jahre in einen noch jungen Stern und lassen ihn aufflackern. Aus dem Rest könnten sich Planeten bilden.
McNeil-Nebel | Durch Zufall entdeckte Jay McNeil den mittlerweile nach ihm benannten Nebel unweit vom Sternbild Orion. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich dort ein neues Sternensystem mit Planeten bildet.
Genaues Hinsehen lohnt sich manchmal. Das dachte sich wohl auch Jay McNeil aus West-Kentucky, als er im Januar dieses Jahres die Region um das Sternbild Orion mit seinem 3-Zoll-Linsenfernrohr genauer inspizierte. Dort befindet sich der Stern mit dem Namen Iras 05436-0007, was den Mitgliedern der International Astronomical Union wohl zu unpersönlich war, und sie ihn kurzerhand umtauften: Jetzt heißt er V1647 Orionis.

Doch besonders klar sah McNeil den Stern damals nicht. Es war alles irgendwie vernebelt. Nach Rücksprache mit Experten wurde klar: Er hat einen in Vergessenheit geratenen Nebel wieder entdeckt. Zur Belohnung wurde das Himmelsobjekt nun nach ihm benannt.

Viele Jahre blieb der Nebel um den Stern unbeachtet. Vergleiche mit früheren Aufnahmen von der Region zeigen jedoch, dass er 1965 schon einmal zu sehen war. Dagegen fehlt er auf Bildern aus den 1990er und 1950er Jahren. Offenbar ändert sich ab und zu die Helligkeit von V1647 Orionis. Jetzt beleuchtet der Stern die ihn umgebende Wolke aus Gas und Staub wieder und ist so als McNeil-Nebel sichtbar.

Um das Phänomen genauer zu studieren, stellte eine Gruppe von Astronomen um Joel Kastner vom New Yorker Rochester Institute of Technology umgehend einen Eilantrag an die Betreiber des Weltraumteleskops Chandra. Mit dem Röntgenteleskop konnten sie feststellen, dass die Aktivität des Sterns auch in diesem Spektralbereich um das fünfzigfache gestiegen ist.

Für sie gibt es nur eine Erklärung: Im McNeil-Nebel entsteht ein neues Sonnensystem. Sie glauben, es sei weniger als eine Million Jahre alt. Das ist daher ein ganz besonderer Fund. Denn obwohl Hunderte von Teleskopen den Nachthimmel durchmustern, ist die Wahrscheinlichkeit, die Geburt eines neuen Planetensystems zu beobachten, extrem niedrig. Es ist beispielsweise nur zweimal im vergangenen Jahrhundert vorgekommen.

Die Helligkeitsänderungen werden nach Ansicht der Forscher von Gas und Staub hervorgerufen, das in den sich noch entwickelnden Stern stürzt und dort Energie frei setzt. Das geschieht offensichtlich schubweise alle paar Jahre. Deshalb ist der Nebel mit Teleskopen nicht immer so gut zu beobachten wie jetzt.

Im März war die Leuchtkraft am stärksten, nahm dann aber kontinuierlich ab. Mittlerweile ist V1647 Orionis hinter unserer Sonne verschwunden. Im Oktober dieses Jahres, wenn der Nebel wieder auftaucht, wollen die Astronomen ihre Messungen mit Chandra fortsetzen.

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