News: Es wird eng hier
Seit fast einem Jahrhundert ist den Wissenschaftlern bekannt, daß unser Sonnensystem in einem äußeren Bereich der Milchstraße beheimatet ist und daß es sich auf einer annähernd runden Bahn um das galaktische Zentrum bewegt. Die genauen Details – wie weit wir vom Zentrum entfernt sind und wie schnell wir uns im Raum bewegen – sind jedoch nur sehr schwierig zu ermitteln. Die Schätzungen für die Distanz zum Mittelpunkt der Galaxis reichen von 21 000 bis zu 30 000 Lichtjahren, wobei der "beste" Wert nach allgemeiner Einschätzung bei 28 000 Lichtjahren lag.
Diese Ungenauigkeiten bereiten den Astronomen besonders dann Schwierigkeiten, wenn sie die Bewegung der Sterne innerhalb der Milchstraße verstehen möchten. Deren Wanderungen hängen nämlich zum großen Teil von der Gravitationskraft der gesamten Galaxis ab, und die kann nur bestimmt werden, wenn den Wissenschaftlern bekannt ist, wie groß die Milchstraße ist und wie schnell die Sonne um deren Zentrum wandert.
Merrifield und Olling haben gezeigt, daß sich das Problem einfach umkehren läßt: Sie nahmen mehrere aktuelle Studien über die Bewegung von Sternen als Ausgangsmaterial. Nach ihren Angaben lassen sich deren Wanderungen nur nachvollziehen, wenn die Sonne sich etwa 23 000 Lichtjahre vom Milchstraßenzentrum entfernt befindet und fast 185 Kilometer pro Sekunde Reisegeschwindigkeit aufweist. Obwohl dieser Wert innerhalb der früher geschätzten Grenzen liegt, weicht er doch von den bisher genutzten Daten (28 000 Lichtjahre, 220 Kilometer pro Sekunde) ab.
Eine kleinere Milchstraße wirft ihre Schatten auch auf viel größere Objekte. Deren Maße wurden häufig an den Dimensionen unserer Galaxis gemessen. Wenn also das Maßband der Astronomen schon zu lang schien, werden sie ebenso die Größe der anderen Objekte überschätzt haben, sogar die Ausdehnung des Universums selbst. Das könnte dann gute 15 Prozent kleiner sein als bisher gedacht.
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