Empfangsstation: ESA komplettiert ihr Deep-Space-Netzwerk
Mit einer dritten Deep-Space-Antenne schließt die Europäische Weltraumorganisation ESA 2012 ihren toten Winkel auf der Südhalbkugel. Die Empfangsstation soll rund tausend Kilometer westlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires entstehen und die unterbrechungsfreie Kommunikation mit weit entfernten Raumsonden gewährleisten.
Die leistungsstarken Empfangs- und Sendeschüsseln mit einem Durchmesser von je 35 Metern werden genutzt, um bei Tiefraum-Missionen die Daten der Sonde zu empfangen und Befehle zu übermitteln. Damit die Verbindung unabhängig von der Erddrehung jederzeit möglich ist, werden weltweit mindestens drei Antennen mit einer Entfernung von etwa 120 Grad auf der Erdoberfläche benötigt.
Zwei solche Antennen besitzt die ESA bereits: eine nördlich von Perth in Australien und eine im spanischen Cebreros. Bisher mussten die europäischen Missionen stets auf die Antennen des americanischen "Deep Space Network" (DSN) zurück greifen, um dauerhaften Kontakt zu halten. Die Station in der argentinischen Provinz Mendoza wird nun diese Lücke schließen. Das Wüstengebiet ist frei von Radio-Störquellen und wurde unter 35 möglichen Standorten für die 600-Tonnen-Schüssel ausgewählt. Nach der Bewilligung durch die argentinischen Behörden und den ESA-Rat, sollen 2010 die Bauarbeiten beginnen.
Probleme bei der NASA
Die Tiefraum-Antennen des europäischen Kommunikationsnetzwerks ESTRACK sind verglichen mit ihren amerikanischen Pendants im DSN brandneu. Die beiden Empfangsstationen der ESA wurden in den Jahren 2002 und 2005 fertiggestellt. Die NASA begann den Aufbau ihres Netzwerk schon in den späten 1950er Jahren, als sie mit den Pioneer-Sonden kommunizierte, und das System ist dementsprechend in die Jahre gekommen.
Das DSN betreut momentan 36 Missionen mit Hilfe von drei 70- und zehn 34-Meter-Antennen; darunter die beiden Marsrover Spirit und Opportunity, die Raumsonde Cassini und das Weltraumteleskop Spitzer. In den kommenden Jahren will der Betreiber, das Jet Propulsion Laboratory der NASA, mit verbesserter Elektronik den Datendurchsatz pro Schüssel auf 125 Megabits pro Sekunde steigern. Somit soll das Netzwerk entgegen Kritikerstimmen noch bis 2025 nutzbar bleiben. Die hohe Datenrate benötigt unter anderem der 2014 startende Hubble-Nachfolger, das James Webb Space Telescope.
Das US Government Accountability Office, vergleichbar mit dem deutschen Bundesrechnungshof, meldete allerdings bereits m Jahr 2006 Zweifel an der ökonomischen Nachhaltigkeit der Instandsetzung. Die Behörde sieht die technische Infrastruktur der Antennen als veraltet an, was auch mit besserer Elektronik nicht wett zu machen sei.
Zuletzt am 20. April 2009 hatte eine der 70-Meter-Antennen in der kalifornischen Mojave-Wüste eine Fehlfunktion, als sie gerade Daten von Cassinis Fly-By-Maneuver um den Saturnmond Titan erhalten sollte. Einige Informationen gingen dabei verloren. In Zukunft wird die NASA in solchen Fällen auch verstärkt auf Hilfe seitens der ESA hoffen können.
Mirco Saner, Ralf Strobel
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