Flüchtlingskrise: EU fördert Studium syrischer Geflüchteter im Exil
Ein EU-Projekt namens HOPES soll "studierfähigen Syrerinnen und Syrer in den Hauptaufnahmeländern der Region" den Zugang zu Hochschulen erleichtern. HOPES steht für "Higher and Further Education Opportunities and Perspectives for Syrians" – es geht also um Möglichkeiten und Perspektiven geflohener Syrer in Bezug auf höhere Bildung. Während vor Kriegsausbruch nach Angaben des Deutschen Akademische Austauschdienstes (DAAD), der das Projekt leitet, 20 Prozent der 18 bis 24-jährigen Syrer studierten, liegt der Anteil bei syrischen Geflüchteten aktuell unter fünf Prozent. Das will der DAAD gemeinsam mit dem British Council, Campus France und der niederländischen EP-Nuffic-Organisation ändern. Bis 2019 stehen dafür zunächst 12 Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittel stammen aus dem EU-Treuhandfonds "Madad Fund". Damit will die EU in der Region um Syrien ein Angebot an Vorbereitungs- und Sprachkursen, Kurzzeitstudienplätzen sowie mehr als 300 Vollstipendien für Exilsyrer schaffen.
"In einer ersten, ganz menschlichen Reaktion wurden junge Syrer, die ihr Studium abbrechen mussten, vielfach vor allem als Flüchtlinge gesehen", sagt Carsten Walbiner vom DAAD, der das Projekt vom jordanischen Amman aus leitet, in einem Interview. "Jetzt muss es aber stärker darum gehen, sie als Studierende zu sehen und entsprechende Fragen zu beantworten. (...) Es geht darum, einen Wiederaufbau Syriens vorzubereiten." Man wolle die Fächerwahl zwar nicht von vornherein einschränken. Allerdings hätten bestimmte Fächer – etwa in den Ingenieurwissenschaften oder im sozialen Bereich – für den Wiederaufbau einer kriegszerstörten Gesellschaft besondere Bedeutung. "Nur mit hervorragenden Philosophen bauen Sie ein Land nicht wieder auf, aber den Philosophen von vornherein auszuschließen, ist auch nicht unsere Haltung", sagt Walbiner.
Das Programm bietet syrischen Geflüchteten zunächst eine Beratung zu Bildungsangeboten in den Exilländern. Bei der Auswahl der Studenten werde vorwiegend nach dem akademischen Potenzial der Bewerber entschieden, aber auch soziale Aspekte spielten eine Rolle. Bei gleicher akademischer Eignung will man Bewerberinnen und Bewerber aus benachteiligten Familien bevorzugt berücksichtigen. Hierzu sei eine enge Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) vorgesehen.
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