Europäische Weltraumorganisation : Mission ExoMars steht vor dem Aus
Der russische Angriff auf die Ukraine könnte das Aus für mehrere Raumfahrtvorhaben bedeuten. Allen voran für die seit mehr als zehn Jahren geplante Marslandemission, den ExoMars-Rover. Das geht aus einer Pressemitteilung der Europäische Weltraumagentur (ESA) hervor. Man wolle alle Kooperationsprojekte mit der russischen stattlichen Weltraumbehörde Roskosmos kritisch beleuchten und entscheiden, ob sie mit den von der Europäischen Union beschlossenen Sanktionen gegen Russland vereinbar sind.
In dem Statement verurteilt die ESA die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und bekennt sich zu einer »vollständigen Umsetzung« der Sanktionen. Sie sowie der »weitere Kontext« der aktuellen Lage würden es »sehr unwahrscheinlich« machen, dass der ExoMars-Rover in diesem Jahr wie geplant abheben könne.
Der offiziell »Rosalind Franklin« genannte Rover hätte Ende September 2022 vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus an Bord einer Proton-Rakete ins All starten sollen. Die Mission ist Bestandteil des langjährigen ExoMars-Projekts, das in Zusammenarbeit zwischen ESA und Roskosmos seit Anfang der 2000er Jahre vorangetrieben wurde. Die Sonde ExoMars Trace Gas Orbiter befindet sich seit 2016 in einer Umlaufbahn um den Mars. Der Start des Rovers war ursprünglich für 2020 geplant, wurde aber wegen technischer Schwierigkeiten verschoben. Das nächste Startfenster, das einen Flug zum Mars erlaubt, wird sich nun erst Ende 2024 öffnen.
We deplore the tragic events taking place in Ukraine, a crisis which escalated dramatically into war in recent days. Many difficult decisions are now being taken at ESA in consideration of the sanctions implemented by the governments of our Member States.https://t.co/nOg8orZr1nhttps://t.co/5Mr6WexY9I
— Josef Aschbacher (@AschbacherJosef) February 28, 2022
Auch Roskosmos hat bereits auf die Sanktionen reagiert und »am 26. Februar seine Teams vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana zurückgerufen. Die 87 Fachleute waren dort mit den Vorbereitungen zum Start einer Sojus-Rakete beschäftigt, die im April einen Satelliten des europäischen Galileo-Programms in den Erdorbit bringen sollte. Nun will die ESA überprüfen, welche Traglasten mit den vorhandenen eigenen Startsystemen und den geplanten Vega-C- und Ariane-6-Raketen ins All befördert werden können.
Auch die US-amerikanische Weltraumagentur NASA arbeitet mit Roskosmos zusammen, insbesondere beim Betrieb der internationalen Raumstation ISS. Der Chef der russischen Behörde, Dmitri Rogozin, hatte sich per Twitter unmissverständlich über die Sanktionen gegen sein Land beklagt: Wenn die russische Raumfahrt zerstört werden solle, müsse die Welt mit einem unkontrollierten Absturz der ISS, womöglich über bewohntem Gebiet, rechnen. Um im Orbit zu bleiben und um Ausweichmanöver zu fliegen, muss die ISS immer wieder die Triebwerke angedockter Frachtmodule aus russischer Produktion zünden.
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