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News: Europas dicker Panzer

Neben dem Mars scheint nur der Jupitermond Europa vage Hoffnungen auf außerirdisches Leben zu machen. Dass unter dessen gefrorener Oberfläche ein Ozean liegt, wird kaum noch bezweifelt; worüber die Forscher allerdings heftig streiten ist, die Dicke der Eiskruste. Die Struktur von Meteoritenkratern lässt nun auf eine ziemlich mächtige Schicht schließen - und dämpft so die Hoffnungen auf marines Leben.
Pwyll
Nachdem die Voyager-Sonden 1979 erstmals Aufnahmen vom Jupitermond Europa zur Erde funkten, vergingen fast 20 Jahre, bis die Galileo-Sonde 1998 an einer Vermutung kaum noch Zweifel ließ: Unter dem minus 170 Grad Celsius kalten Eispanzer Europas ist ein riesiger Ozean verborgen. Seitdem kreist die Phantasie der Menschen um die Frage, ob es in diesem Ozean Leben geben könne. Doch zu seiner Erforschung müsste sich ein Roboter durch Kilometer mächtiges Eis bohren, und während die einen glauben, der Eispanzer sei nur einen bis zwei Kilometer dick, gibt es andere, die dafür zehn bis 30 Kilometer veranschlagen.

Für den dünnen Eispanzer sprechen die Strukturen, die an Eisschollen erinnern. Andererseits könnten die aber auch entstehen, wenn eine dutzende Kilometer dicke Eisdecke geschichtet ist. Unter einer dünnen Kruste befände sich demnach "wärmeres" Eis, in dem mächtige Konvektionsströme die Oberfläche des Mondes gestalten.

Wie so häufig, wenn die Fakten widersprüchlich scheinen, sollen Computersimulationen der Klärung dienen. Und so haben sich Eliszabeth Turtle und Elisabetta Pierazzo von der University of Arizona die wenigen Krater Europas vorgenommen und deren Entstehung simuliert. Von den 28 Meteoritenkratern, die von Voyager und Galileo aufgenommen wurden, zeigen mindestens sechs Krater in ihrer Mitte eine typische Erhebung, den Zentralhügel. Er entsteht nach dem Einschlag, wenn die eingedrückte Kruste gleichsam zurückfedert und Material aus der Tiefe nach oben dringt - genau wie bei einem Tropfen, der ins Wasser fällt und zurückschwappt.

Damit ein solcher Zentralhügel allerdings bis heute sichtbar bleibt, muss das Material fest sein - so wie auf dem Mond, wo die Zentralhügel von Kratern bereits mit einem guten Fernglas zu sehen sind. Oder im Steinheimer Becken, wo man einen solchen sogar besteigen kann.

Auf Europa finden sich Zentralhügel nur in Kratern, die größer sind als fünf Kilometer, und deren Morphologie darauf schließen lässt, dass die Eiskruste während des Einschlags nicht vollkommen durchschmolzen wurde. Auf diesen Grundlagen variierten Turtle und Pierazzo die Eisdicke auf Europa solange, bis ihre "Computerkrater" denen auf Europa glichen. Und dies gelang ihnen nur, wenn die Eiskruste mehr als drei bis vier Kilometer dick ist.

Das ist wohlgemerkt die Mindestdicke des Eispanzers. Wäre er dünner, könnte kein Zentralhügel aus festem Eis entstehen. Auch aus jenem "wärmeren Eis" lassen sich solche Strukturen nicht dauerhaft bilden. Am Beispiel des 24 Kilometer großen Pwyll-Kraters mit seinem fünf Kilometer durchmessenden und 500 Meter hohen Zentralhügel konnten die Forscherinnen zeigen, dass dieser unter diesen Umständen kaum ein Jahr Bestand gehabt hätte.

Was mögliches Leben auf Europa angeht, sind dies also alles in allem schlechte Nachrichten, denn je dicker das Eis, umso ferner die Sonne als wichtigste Energiequelle. Rückendeckung bekommen die Forscherinnen unterdessen von anderer Seite. So haben Paul Schenk vom Lunar and Planetary Institute in Houston und William McKinnon von der Washington University in St. Louis anhand der Höhe bestimmter Plateaus errechnet, dass die Eiskruste Europas wenigstens sechs Kilometer dick sein müsste. Immerhin, gerade hat der US-Senat die Mittel für eine neue Europa-Mission bewilligt. Vielleicht kann dann ja die Gezeitenwirkung des Jupiter auf seinen Mond Aufschluss über die Eisdicke geben.

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