Anthropologie: Europas erste Bauern waren Einwanderer
In Mitteleuropa begann rund 6.400 Jahre v. Chr. die Jungsteinzeit: Eine bäuerliche Lebensweise ersetzte die ursprüngliche Kultur der Jäger und Sammler. Diese neolithische Revolution hatte im Nahen Osten allerdings bereits etwa 2500 Jahre früher stattgefunden. Könnte es also sein, dass die ersten europäischen Landwirte Einwanderer waren und nicht Nachfahren ansässiger Jäger und Sammler, welche die neue Lebensweise einfach übernahmen? Diese These hatte der britische Archäologe Colin Renfrew schon vor über 20 Jahren auf Grund linguistischer Analysen aufgestellt.
Nun hat eine internationale Forscherguppe um Barbara Bramanti von der Universität Mainz auch genetische Belege dafür geliefert. Die Wissenschaftler analysierten das Erbgut aus Skelettresten von 20 europäischen Jägern und Sammlern sowie 25 frühen Bauern, die aus Russland, Litauen, Polen und Deutschland stammten, und verglichen es miteinander sowie mit dem Genom moderner Europäer. Dabei fanden sie kaum Gemeinsamkeiten zwischen den beiden steinzeitlichen Gruppen. Außerdem zeigte ein Großteil der Jäger und Sammler genetische Marker, die bei heutigen Mitteleuropäern nur relativ selten vorkommen. Demnach waren die ersten Bauern in Europa wahrscheinlich keine Nachfahren der lokalen Jäger und Sammler, sondern wanderten mit dem Ackerbau und der Viehzucht im Gepäck nach Mitteleuropa ein, wo sie die angestammten Bewohner verdrängten.
Lisa Nigrelli
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