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Evolutionsökologie: Evolution begünstigt Hyänen-Alphaweibchen

Mutterhyäne mit Nachwuchs
Hyänen sind ungewöhnlich unter allen im Rudel lebenden sozialen Säugetieren, weil bei ihnen die Weibchen in der Gruppe den Ton angeben: Eine Alpha-Hyänin frisst als erste, paart sich vor allen mit den von ihr ausgesuchten qualitativ hochwertigen Männchen und lenkt auch sonst die Gruppengeschicke nach ihrer Maßgabe. Dabei erkämpft sich die Matriarchin vor allem durch schiere körperliche Dominanz den obersten Platz der Rangordnung: Die Hyänen gehören zu den seltenen Säugerarten mit äußerlich sehr unterschiedlichen Geschlechtern, bei denen das Weibchen größer und stärker ist als das Männchen. Seit Langem fragen sich Forscher, wieso ausgerechnet die Hyänen diesen Sonderweg in der Evolution eingeschlagen haben.

Agressionsverhalten | Bei Hyänen dominieren die weiblichen Tiere, und der Klan wird entsprechend von einem Alpha-Weibchen angeführt. Sie wahrt mit ihrem aggressiven Auftreten die Überlebenschancen ihrer Jungen – kann sich aber auch selbst besser versorgen und immer wieder für neuen Nachwuchs sorgen.
Kay Holekamp und ihr Team sind dieser Frage seit einiger Zeit im Massai-Mara-Reservat in Kenia auf der Spur. Dabei waren sie zunächst auf ein für den Laien überraschendes methodisches Problem gestoßen: Die "Größe" eines Tieres, die dann einen Rückschluss auf die zu erwartende Dominanz erlaubt, ist gar nicht einfach zu messen; notwendig ist dazu, verschiedene Parameter standardisiert statistisch zu erfassen. Dies gelang den Forscher nun erstmals bei Beobachtungen, bei denen sie in freier Wildbahn die evolutive Fitness von 140 Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) anhand des Fortpflanzungserfolgs der Tiere bestimmten. Dann korrelierten sie die Daten mit der Größe der einzelnen Weibchen, die sie – viel exakter als zuvor möglich – anhand von 14 anatomischen Parametern bestimmten. Am Ende können die Forscher nun einige Theorien widerlegen, mit denen die ungewöhnliche Hyänenhierarchie bisher erklärt wurde.

So zeigen die Daten etwa, dass größere Mütter nicht etwa deshalb mehr ihrer Gene in die nächste Generation weiter geben, weil sie ihren schutzlosen Nachwuchs besser gegen Angriffe von Feinde verteidigen können – dies sei nicht der Fall, so die Forscher. Die weibliche Hyänen wurden stattdessen wohl eher wegen einer Mischung von mehreren anderen Gründen im Laufe der Evolution größer – und dies schneller, als ihre Männern, fassen Holekamp und ihre Kollegen zusammen: So profitieren stärkere Tüpfelhyänen etwa von einem größeren Jagderfolg und setzen sich beim Verteilen einer von anderen Tieren erlegten Beute auch besser durch. Dies erlaubt ihnen, insgesamt mehr Nachwuchs im Laufe ihres Lebens zu produzieren.

Die Abkehr der Hyäne von der üblicherweise männlichen Geschlechterdominanz dürfte nach Ansicht der Forscher zunächst eingeleitet worden sein, weil die Körpergröße zunächst vor allem für die Weibchen ein immer wichtigerer Fitnessfaktor wurde: Körperlich robuste Tiere konnten sich besser ernähren und deutlich mehr Nachwuchs durchbringen; zudem scheint körperliche Dominanz für Männchen – die weniger als Weibchen auf Stärke angewiesen waren – an sexueller Attraktivität gewonnen zu haben. Dies schuf einen verschärften evolutionären Wettbewerb um weibliche Größe, die die anatomische Dominanz bei Weibchen positiv selektiert hat, was schließlich zu der heutigen Situation führte. Mit einem genauen Vergleich der Vorteile, die Größe für männliche und weibliche Hyänen birgt, wollen die Forscher die Hypothese nun überprüfen. (jo)

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