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Evolution: Nachtfalter sind nur für das menschliche Auge braun

Nachtfalter haben den Ruf, eintönig grau und braun zu sein. Doch unter dem richtigen Licht zeigen sie schillernde Farben.
Nachtfalter im normalen Licht und bei Infrarot

In Deutschland leben rund 3700 Schmetterlingsarten. Etwa 95 Prozent davon gehören zu den Nachtfaltern. Sie haben den Ruf, wesentlich eintöniger gefärbt zu sein als ihre tagsüber fliegenden Verwandten. Doch dieser erste Eindruck täuscht, wie eine Studie von Meng Li von der Universität Lund und ihrem Team im »Journal of the Royal Society Interface« zeigt: Unter dem richtigen Licht präsentieren sich Eulen-, Spanner- oder Bärenfalter in irisierenden Farben.

Die Arbeitsgruppe untersuchte dazu 82 Tiere aus 26 Arten und fotografierte deren Flügelschuppen mit einer speziellen Technik, die bestimmte Wellenlängen des Lichts erfasst, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Dabei zeigte sich, dass die Flügel im Infrarotbereich regelrecht leuchten und verschiedenste Farben zeigen, während sie im Sonnenlicht einfach nur braun oder grau wirken.

Die verschiedenen Arten reflektieren das Licht auch in unterschiedlichen Mustern: Jede Spezies weist also ein spezifisches Signal auf. Diese Muster halfen dem Team, die Struktur der Schuppen auf den Flügeln der Falter zu bestimmen. Die schwarz und die weiß gefärbten Formen des Birkenspanners (Biston betularia) etwa unterscheiden sich auch in der Struktur ihrer Flügelschuppen. Bislang ging man davon aus, dass nur der Gehalt an Melanin die Flügelfarbe bestimmt.

Die abweichenden Infrarotsignaturen könnten zur Identifizierung von Nachtfaltern beitragen, hoffen nun Li und Co. Schließlich ist die Diversität der Nachtfalter bislang nur unzureichend erfasst. Dass sie für das menschliche Auge eher eintönig erscheinen, hat allerdings seine Gründe. Tagsüber müssen sich die Falter vor Fressfeinden versteckt halten: Gedämpfte Töne erscheinen da hilfreich.

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