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Evolution: Herausragendes Vogelfossil erlaubt Einblicke in Hirnentwicklung

Obwohl das Vogelhirn deutlich kleiner ist als das von Affen oder Delfinen, sind die Tiere zu erstaunlichen Denkleistungen fähig. Ein Fossil zeigt einen wichtigen Evolutionsschritt.
Die Illustration vermittelt einen Eindruck, wie der ausgestorbene Vogel ausgesehen haben könnte. Zu sehen sind zwei graubraune Vertreter von Navaornis hestiae: der linke beugt sich nach vorne, um Wasser aus einem flachen Gewässer aufzunehmen. Dieser Vogel trägt auch einen orangefarbenen Scheitel und hat eine schwarze Kehle. Er hat lange Schwanzfedern, die in erst weißen, dann schwarzen Spitzen enden. Weitere Vögel der Art fliegen im Hintergrund auf.
Die Illustration zeigt Vertreter von Navaornis hestiae, die vor 80 Millionen Jahren gelebt haben.

Manche Fossilfunde sind von so herausragender Qualität, dass sie als Meilensteine für die Evolutionsforschung bezeichnet werden können: Die versteinerten Überreste einer Vogelart namens Navaornis hestiae aus Brasilien gehören wohl dazu. Sie sind so bemerkenswert gut erhalten, dass sie umfassende Rückschlüsse zulassen, wie sich das Gehirn der Vögel entwickelt haben könnte; und sie schließen eine Lücke zwischen dem »Urvogel« Archaeopteryx, der vor 150 Millionen Jahren lebte, und modernen Vertretern dieser Tierklasse. Ein Team um Luis Chiappe vom Natural History Museum of Los Angeles County hat das Fossil in »Nature« beschrieben.

Mit einem Alter von 80 Millionen Jahren existierte Navaornis hestiae bereits während der Kreidezeit, als noch Dinosaurier die Erde beherrschten. Während diese vor 75 Millionen Jahren ausstarben, überlebte ein Teil der Vögel die globale Katastrophe durch den Einschlag von Chicxulub bis zum heutigen Tag. Im Gegensatz zu den stabilen, weil massiven Knochen von Dinosauriern sind fossile Funde von Vögeln deutlich seltener: Ihre oft hohlen Knochen gehen während des Versteinerungsprozesses meist kaputt. Das 2016 gefundene Skelett mit komplettem Schädel des brasilianischen Vogels ist jedoch so gut erhalten, dass Chiappe und Co anhand von computertomografischen Aufnahmen ein 3-D-Modell des Gehirns anfertigen konnten.

Navaornis hatte demnach ein ausgeprägteres Großhirn als Archaeopteryx. Die Art verfügte also über stärkere kognitive Fähigkeiten als die frühesten vogelähnlichen Dinosaurier. Die meisten Bereiche seines Gehirns, etwa das Kleinhirn, waren jedoch weniger entwickelt als bei heutigen Vögeln. Das weise darauf hin, dass Navaornis noch nicht die komplexen Flugsteuerungsmechanismen seiner modernen Verwandtschaft besaß. »Die Gehirnstruktur von Navaornis liegt fast genau in der Mitte zwischen Archaeopteryx und modernen Vögeln, obwohl Navaornis nicht näher mit diesen verwandt ist. Die Entdeckung war einer dieser Momente, in denen das fehlende Stück absolut perfekt passte«, sagt Koautor Guillermo Navalón vom Cambridge Department of Earth Sciences in einer Mitteilung.

Auf den ersten Blick gleicht der Schädel des etwa starengroßen Vogels dem einer kleinen Taube, doch gehörte die Art zu den Enantiornithes. Sie stammen wie die modernen Vögel von einem gemeinsamen Vorfahren ab, starben jedoch am Ende der Kreide aus. Sie konnten wahrscheinlich bereits ähnlich gut fliegen wie heute noch lebende Vögel. Das werfe allerdings die Frage auf, wie dies den Enantiornithes ohne ein vergrößertes Kleingehirn gelang, welches das räumliche Kontrollzentrum moderner Arten beinhaltet, so die Forscher. Sie hoffen auf weitere Fossilien der brasilianischen Fundstätte, in der es noch mehr Vogelreste geben solle.

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