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Evolution: Warum Schildhornvögel im Luftkampf nicht k.o. gehen

Schildhornvögel erinnern an Dinosaurier, ihre Luftkämpfe sind spektakulär. Dass es dabei nicht zu größeren Schäden für die Tiere kommt, ist ihrem besonderen Schnabel zu verdanken.
Ein Schildhornvogel fliegt über den Regenwald in Thailand. Der Vogel hat einen nackten, roten Kehlsack. Das restliche Gefieder ist schwarz weiß.
Der Schildhornvogel ist wegen seines Schnabelaufsatzes vom Aussterben bedroht: Er wird als rotes Elfenbein verkauft.

In südostasiatischen Regenwäldern lebt – noch! – eine eigentümliche Vogelart, deren männliche Vertreter sich heftige Luftkämpfe liefern, wenn sie um Weibchen und Reviere buhlen: Die Schildhornvögel (Rhinoplax vigil) erinnern mit ihrem nackten, roten Kehlsack und dem wuchtigen Schnabel samt rotem Keil sehr deutlich daran, dass die Vögel von den Dinosauriern abstammen. Warum die Tiere keinen Schaden erleiden, obwohl sie ihre Hörner bei den Auseinandersetzungen mit Wucht gegeneinanderschlagen, hat ein Team um Mason Dean von der University of Hongkong untersucht.

Im Gegensatz zu dem »Horn« verwandter Nashornvogelarten ist der Aufsatz der Schildhornvögel nicht hohl, sondern besitzt eine dicke Keratinschicht außen und ein dichtes Knochengewebe innen. Das Schild ist demnach voll mit so genannten Knochentrabekel, kleinen Bälkchen aus Knochengewebe, aus denen der schwammartige Innenraum der Knochen aufgebaut ist. Sie verleihen Knochen eine besonders hohe Festigkeit und Bruchresistenz an den Stellen, an denen die Knochen auch besonders hohen Belastungen ausgesetzt sein können.

Mit Hilfe von Mikro-Computertomografie (CT) fanden Dean und sein Team heraus, dass die Trabekel des Hornvogels durchschnittlich genauso dick oder sogar dicker waren als die eines Elefantenoberschenkels, obwohl sie zu einem viel kleineren Tier gehörten: Normalerweise schrumpfen die Trabekel mit der Größe ihrer Besitzer. »Ich habe mit Mikro-CT zahlreiche Tierskelette untersucht, aber solche knöchernen Trabekel wie die der Hornvögel habe ich noch nie gesehen«, sagt Dean.

Der dichte Bestand dieser knöchernen Strukturen führt dann bündelförmig zum Schädelknochen, wo sie in einer Art Plattform zusammenlaufen. Diese Struktur ist weitaus kräftiger als bei anderen Hornvögeln und verwandten Arten, welche die Arbeitsgruppe zum Vergleich ebenfalls untersucht hatte. »All diese anatomischen Merkmale lassen erahnen, wie der Schädel des Schildhornvogels angepasst ist, um einem der schnellsten und härtesten bekannten Einschläge des Tierreichs standzuhalten: wenn sich die Männchen im Luftkampf mit der Geschwindigkeit zweier zusammenstoßender Autos die Köpfe einschlagen«, beschreibt es Dean. Trotz der Wucht geht kein Tier k.o. oder erleidet größere Verletzungen.

Gegen Wilderei hilft dieses Ergebnis der Evolution nicht – im Gegenteil: Das Horn ist als »rotes Elfenbein begehrt, weswegen zahlreiche Männchen dafür abgeschossen werden. In vielen Regionen ist die Art daher bereits verschwunden oder stark bedroht. »Ein Großteil unserer Schädelproben enthielt noch die Kugeln, die das Tier wahrscheinlich getötet hatten«, sagt Dean.

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