Parasit: Evolutionsschub durch männermordende Mikrobe
Ein parasitisches Bakterium, das alle männlichen Nachkommen tötet, hilft in Kenia der Evolution auf die Sprünge. Zwei unterschiedlich gemusterte Unterarten der Schmetterlingsart Kleiner Monarch (Danaus chrysippus) begegnen sich dort auf engstem Raum und paaren sich auch untereinander. Wie die Arbeitsgruppe um Richard Ffrench-Constant von der University of Exeter herausfand, führt jedoch eine genetische Besonderheit dazu, dass bei einer Vermischung beider Subtypen der Parasit Spiroplasma ixodeti alle männlichen Nachkommen tötet. Dadurch existiert zwischen den Territorien beider Unterarten ein mehrere Dutzend Kilometer breiter Streifen, in dem praktisch keine Männchen existieren. Die Arbeitsgruppe um Ffrench-Constant sieht darin die erste Phase einer durch den Parasiten hervorgerufenen Aufteilung in zwei getrennte Arten, die sich untereinander nicht mehr paaren.
Wie sich nun zeigte, basiert die strikte Trennung zwischen beiden Subtypen auf einer genetischen Kopplung: Jener Teil des Genoms, der die Farbgebung der einen Unterart kodiert, ist an das weibliche Geschlechtschromosom gebunden, das die Tiere anfällig für den Parasiten macht. Dieses Fusionsprodukt, das so genannte neo-W-Chromosom, hat weit reichende Effekte: Jede Hybride, die die Farbgebung dieser Unterart weitergibt, gibt auch automatisch den männermordenden Parasiten an ihre Nachkommenschaft weiter; so gibt es dort immens viele hybride Weibchen, die sich zwar paaren, aber nie eigenes Genmaterial in die Populationen der reinen Unterarten tragen können. Dank des Parasiten und des neo-W-Chromosoms sind die beiden Populationen so effektiv getrennt, als läge ein Ozean zwischen ihnen – und die Entwicklung zweier getrennter Arten ist damit nach Ansicht der Wissenschaftler nur eine Frage der Zeit.
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