Zwergplanet Pluto: Neue atemberaubende Bilder von Pluto
Täglich erreichen neue Bilder vom Zwergplaneten Pluto die Erde, welche die US-Raumsonde New Horizons bei ihrem dichten Vorbeiflug am 14. Juli 2015 aufgenommen und zunächst an Bord gespeichert hatte. Nun kommen erst die wahren Bildschätze ans Licht. Der "Star" der diesmaligen Bildfreigaben der NASA ist eine globale Aufnahme des Zwergplaneten mit einer originalen Bildgröße von 8000 x 8000 Pixeln. Diese Aufnahme ist ein Komposit aus Bildern der Farbkamera Ralph im blauen und roten sichtbaren und im infraroten Licht und lässt Einzelheiten mit bis zu 1,3 Kilometer Durchmesser erkennen. Das Bild ist in Falschfarben wiedergegeben, um die Farbunterschiede auf der Plutooberfläche deutlich hervorzuheben.
Dominiert wird das Bildmosaik von "Plutos Herzen", einer hellen Region im Süden des Zwergplaneten. Sie trägt den inoffiziellen Namen "Tombaugh Regio". Ihr hellster Teil wird derzeit "Sputnik Planum" genannt. Links von Sputnik Planum schließt sich ein rötliches Gebiet an, dort finden sich viele gut erhaltene Einschlagkrater. Auch längliche Täler, bei denen es sich wohl um Grabenbrüche ähnlich dem Oberrheingraben in Süddeutschland handelt, durchziehen die Oberfläche über hunderte von Kilometern. Sie weisen auf Dehnungsvorgänge in der Eiskruste hin und sind ein Beleg für eine innere geologische Aktivität des Zwergplaneten.
Es lohnt sich sehr, das große Bildmosaik in voller Auflösung herunterzuladen und sich einzelne Ausschnitte einmal genauer anzuschauen. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die so glatt erscheinende Ebene aus Stickstoffeis von Sputnik Planum doch nicht so eben ist, wie es auf den früheren Bildern den Anschein hatte. Die Oberfläche besteht aus kleinen Hügeln und lang gestreckten Tälern, dazwischen ragen aus Wassereis bestehende Berge aus den Ablagerungen von Stickstoffeis hervor. Solche Bergspitzen, die Eisebenen durchbrechen, gibt es auch auf der Erde und werden in der Geologie mit dem Inuitwort "Nunatak" bezeichnet.
Eine Kombination aus Farbdaten der Kamera Ralph mit den Schwarz-Weiß-Bildern der hochauflösenden Kamera LORRI zeigt den Übergang von der festen Kruste aus Wassereis zu den Ebenen von Sputnik Planum. Die Szene erstreckt sich über eine Breite von 530 Kilometern. Links ist eine alte, mit Einschlagkratern übersäte Kruste zu sehen, ihr folgt ein chaotisches Gebiet mit zerklüfteten Bergen, die bis zu 3500 Meter Höhe erreichen. Sie wirken so, als wäre hier durch gewaltige Kräfte die Eiskruste von Pluto zerrissen und verschoben worden. Ob dies auf eine innere Ursache oder einen großen Einschlag zurückgeht, wird die Planetenforscher noch über Jahre hinweg beschäftigen. Rechts von den Bergen beginnen dann die glatten Ebenen von Sputnik Planum. Das Bildmosaik erreicht eine Auflösung von 250 Metern pro Bildpunkt.
Völlig rätselhaft ist ein Ausschnitt aus den nördlichen Regionen des Zwergplaneten, den die Planetenforscher von New Horizons als "Schlangenhaut-Terrain" bezeichnen. Es zeichnet sich durch sehr bizarre Oberflächenstrukturen mit lang gezogenen, parallel verlaufenden Bergrücken aus. Woraus diese bestehen und wie sie entstanden, wird noch viel Hirnschmalz der Forscher benötigen. Auf jeden Fall zeigt sich, dass Pluto weit davon entfernt ist, ein langweiliger Eisball mit vielen Kratern zu sein. Der Zwergplanet und auch sein größter Trabant Charon haben sehr komplexe und individuelle Entwicklungsgeschichten durchlaufen, deren Enträtselung noch ganz am Anfang steht.
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