Neozoen: Exotische Muschel lässt Lake Fishigan kippen
Lange sorgte ein riesiger Planktonkringel im nordamerikanischen Michigansee für reiche Fischfänge, weshalb er in Anlehnung an seinen englischen Namen auch als Lake Fishigan bezeichnet wurde. Seit der Jahrtausendwende frisst sich allerdings ein Heer invasiver Muscheln durch den Algenteppich und wirbelt damit die Nahrungskette durcheinander. Charles Kerfoot von der Michigan Technological University in Houghton und seine Kollegen fürchten deshalb, dass das Ökosystem bald kippen könnte – auch zum Nachteil der einheimischen Fischer.
Seit 2001 wird der Planktonring jedoch zunehmend vom Rand her aufgezehrt: durch Quagga-Dreikantmuscheln (Dreissena rostriformis bugensis). Sie stammen ursprünglich aus dem Schwarzen Meer und wurden wohl mit dem Ballastwasser von Schiffen über den Atlantik und den Sankt-Lorenz-Strom in die Großen Seen verschleppt. In Siedlungsdichten von bis zu 15 000 Exemplaren pro Quadratmeter filtrieren sie jeden Tag enorme Wassermengen – laut den Kalkulationen von Hank Vanderploeg vom NOAA Great Lakes Environmental Research Laboratory in Ann Arbor bis zu einem Drittel der gesamten Wassersäule des Sees, die sich in Bereichen von 30 bis 50 Meter Tiefe befindet.
Dadurch konsumieren sie fünf- bis siebenmal so viel pflanzliche Biomasse, wie dort überhaupt produziert werde, so Kerfoot: "Uns überrascht es daher nicht, dass die Muscheln diese Regionen regelrecht säubern." Seit 2001 sank die Planktonkonzentration um 75 Produzent, und der Schwerpunkt der biologischen Aktivität verlagerte sich von der Wassersäule auf den Seeboden. Die Nährstoffe gelangen nun erst über den Umweg des Muschelverdauungstrakts in das Ökosystem, wovon allerdings nur noch bestimmte Algen der Gattung Cladophora profitieren.
Unklar ist bislang, wie der Muschelplage beizukommen ist, bevor es zu spät ist. Bislang widmeten die Behörden dem Problem noch zu wenig Aufmerksamkeit, kritisiert der Biologe. Sie fürchteten eher das Auftauchen von asiatischen Marmor- und Silberkarpfen, die sich in den USA stark ausbreiten und einheimische Arten verdrängen. Zu Unrecht, meint Kerfoot: "Bis die Karpfen in die Großen Seen vordringen, werden die Muscheln nichts mehr für sie übrig gelassen haben." (dl)
Entdeckt wurde der gigantische Ring aus winzigen Algen erst 1998, als die NASA den See mit speziellen Satellitenmessungen aus dem All observierte: Die Aufnahmen zeigten ein nahezu rundes Band aus Plankton und anderen Mikroorganismen, das im südlich Abschnitt des Binnengewässers kreist. Es entsteht alljährlich im Winter, wenn starke Stürme das Wasser aufwühlen und Nährstoffe aus dem Seesediment aufwirbeln, die anschließend durch einen großen Wirbel verteilt werden. Von ihnen profitiert zuerst das Phytoplankton, das die Futterbasis für viele weitere Organismen bildet und letztlich die Lebensgrundlage für Fische und deren Jäger schafft.
Seit 2001 wird der Planktonring jedoch zunehmend vom Rand her aufgezehrt: durch Quagga-Dreikantmuscheln (Dreissena rostriformis bugensis). Sie stammen ursprünglich aus dem Schwarzen Meer und wurden wohl mit dem Ballastwasser von Schiffen über den Atlantik und den Sankt-Lorenz-Strom in die Großen Seen verschleppt. In Siedlungsdichten von bis zu 15 000 Exemplaren pro Quadratmeter filtrieren sie jeden Tag enorme Wassermengen – laut den Kalkulationen von Hank Vanderploeg vom NOAA Great Lakes Environmental Research Laboratory in Ann Arbor bis zu einem Drittel der gesamten Wassersäule des Sees, die sich in Bereichen von 30 bis 50 Meter Tiefe befindet.
Dadurch konsumieren sie fünf- bis siebenmal so viel pflanzliche Biomasse, wie dort überhaupt produziert werde, so Kerfoot: "Uns überrascht es daher nicht, dass die Muscheln diese Regionen regelrecht säubern." Seit 2001 sank die Planktonkonzentration um 75 Produzent, und der Schwerpunkt der biologischen Aktivität verlagerte sich von der Wassersäule auf den Seeboden. Die Nährstoffe gelangen nun erst über den Umweg des Muschelverdauungstrakts in das Ökosystem, wovon allerdings nur noch bestimmte Algen der Gattung Cladophora profitieren.
Sie werden bislang vom Zooplankton verschmäht, neigen zur Massenblüte, sterben ab und entziehen dem See dadurch Sauerstoff, was optimale Bedingungen für Botulismusausbrüche schafft. "Durch das Bakteriengift wurde nun schon mehrfach Massensterben von fischfressenden Vögeln ausgelöst. Ist das nicht bizarr? Wer hätte das vorhergesagt?" fragt Kerfoot. Unter diesen Bedingungen sei es vorhersehbar, dass langfristig der reiche Fischbestand des Lake Michigan leiden werde, so der Biologe weiter – eine Arten litten bereits unter Bestandsrückgängen: "Wir beobachten ein System, das gerade zusammenbricht."
Unklar ist bislang, wie der Muschelplage beizukommen ist, bevor es zu spät ist. Bislang widmeten die Behörden dem Problem noch zu wenig Aufmerksamkeit, kritisiert der Biologe. Sie fürchteten eher das Auftauchen von asiatischen Marmor- und Silberkarpfen, die sich in den USA stark ausbreiten und einheimische Arten verdrängen. Zu Unrecht, meint Kerfoot: "Bis die Karpfen in die Großen Seen vordringen, werden die Muscheln nichts mehr für sie übrig gelassen haben." (dl)
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