Gedächtnis: Experten erinnern falscher
Wer von einem Thema viel versteht, läuft Gefahr, unbewusst Dinge hinzuzuerfinden – zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Psychologin Ciara Greene vom University College Dublin. 489 Versuchspersonen sollten dabei sieben Themenbereiche, darunter Fußball, Film und Musik, nach interessant und uninteressant sortieren. Anschließend gab die Forscherin ihnen teilweise erfundene Nachrichten aus dem für sie interessantesten und dem uninteressantesten Thema zu lesen und bat sie, anzugeben, ob sie die Nachricht schon mal gehört hätten. Dabei stellte die Wissenschaftlerin einerseits fest, dass die Probanden bei interessanten Themen häufiger meinten, sich fiktiver Medienberichte zu entsinnen als bei uninteressanten – und andererseits, dass jene Beteiligten, die besonders viele korrekte Meldungen erinnerten, auch häufiger fiktive Meldungen zu kennen meinten.
Sich besonders viele korrekte Meldungen zu merken, verwendet Greene als Maß für das Vorwissen über ein Thema – entsprechend kommt sie zu dem Schluss, Expertentum führe zu falschen Erinnerungen. Tatsächlich erinnerten sich nach Angaben der Arbeitsgruppe jene Probanden mit vielen "Treffern" doppelt so oft auch falsch wie jene mit allgemein weniger Erinnerungen an Medienberichte. Sie tragen überproportional zu der hohen Quote von einem Viertel falscher Erinnerungen an spannende Meldungen bei. Dagegen zeigte sich der Effekt bei uninteressanten Themen nicht, dort zeichnete Greenes Team nur zehn Prozent falsche Treffer auf. Allerdings sind angesichts des beschriebenen Versuchsdesigns auch andere Erklärungen möglich: Da allen Probanden lediglich vier Meldungen vorgelegt wurden, von denen drei korrekt waren, können die Ergebnisse auch dadurch zu Stande gekommen sein, dass ein Teil der Versuchspersonen beim interessanten Thema einfach behauptet hat, sich an alle Nachrichten zu erinnern. Dann wären es nicht die Fachleute, die falsche Erinnerungen haben, sondern die Angeber.
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