Bericht der EU-Umweltagentur: Experten fordern radikalen Wandel
Die Europäische Umweltagentur (EUA) fordert ein entschlosseneres Vorgehen gegen Klimawandel, Artenschwund und Ressourcenknappheit. Bisher klafften noch »beträchtliche Lücken« zwischen dem Zustand der Umwelt und den kurz- und langfristigen Zielen der EU-Politik, heißt es in dem Bericht »Die Umwelt in Europa – Zustand und Ausblick 2020«. Politiker und Entscheidungsträger müssten die kommenden zehn Jahre daher unbedingt für einen radikalen Strukturwandel nutzen, so die EUA.
Die Umweltagentur ist eine EU-Behörde, die laut Satzung regelmäßig alle wichtigen Informationen zum Zustand der europäischen Umwelt aufbereiten soll. Das tut sie in ihren alle fünf Jahre herausgegebenen Sachstandberichten – das an diesem Mittwoch veröffentlichte Dokument ist der sechste Bericht seiner Art. Laut einer Pressemitteilung des Umweltbundesamts handelt es sich um die bisher umfassendste Bewertung der Umwelt in Europa.
In 35 Bereichen haben die EUA-Experten die erzielten Fortschritte mit den von der EU formulierten Zielen für 2020 verglichen. 17 von ihnen wird Europa vermutlich verfehlen, etwa beim Schutz von Arten und Lebensräumen, beim Zustand der Böden oder der Konzentration von Luftschadstoffen. Wirklich gut sind die Aussichten nur in sechs Bereichen, darunter die effiziente Nutzung stofflicher Ressourcen und der Zustand ökologischer Schutzgebiete. Auch beim Thema Treibhausgase sieht die EUA einen positiven Trend: Zwischen 1990 und 2017 sei die emittierte Menge um 22 Prozent zurückgegangen, gleichzeitig sei der Anteil erneuerbarer Energien am Energieendverbrauch bis auf knapp 18 Prozent gestiegen.
Dennoch ist aus Sicht der EUA eine ganze Reihe von Maßnahmen nötig, um der Herausforderung durch Klimawandel und andere Umweltprobleme zu begegnen. So müssten sich insbesondere die Bereiche Energie, Mobilität, Wohnen und Ernährung grundlegend verändern. Auch in Sachen Chemikalien und Landnutzung seien verbindliche Ziele nötig, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Darüber hinaus plädiert die EUA für eine Neuausrichtung des Finanzsektors, der mehr Wert auf nachhaltige Investitionen legen sollte.
Bisher hapere es auch bei der Umsetzung bestehender EU-Richtlinien in den Nationalstaaten, mahnt der EUA-Vorsitzende Hans Bruyninckx in einem Video. Auf EU-Ebene müssten außerdem mehr Richtlinien beschlossen werden, die in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft führen. Insgesamt bestehe derzeit das Risiko, falsch zu investieren: Statt weiter Geld in immer effizientere Verbrennungsmotoren und Kohlekraftwerke zu stecken, sei ein Fokus auf Technologien nötig, die sich für eine Gesellschaft ohne nennenswerten CO2-Ausstoß eignen.
Das unterstreicht auch eine aktuelle Schätzung zur Menge an Treibhausgasen, die Menschen 2019 weltweit ausgestoßen haben: Wie 2017 und 2018 stiegen die Emissionen im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr, wenn auch mit 0,6 Prozent etwas langsamer als zuletzt, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin »Environmental Research Letters«.
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