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Sternentwicklung: Extrem enge Doppelsterne entdeckt

Ein enges Doppelsternsystem aus Roten Zwergen

Ein Forscherteam um Bas Nefs vom Leidener Observatorium in den Niederlanden nutzte das 3,8-Meter-Infrarotteleskop UKIRT auf dem Mauna Kea in Hawaii, um vier Doppelsternsysteme aus Roten Zwergen aufzuspüren, die in weniger als vier Stunden ihren gemeinsamen Schwerpunkt umrunden. Bisher galten solche Systeme aus theoretischen Überlegungen als unmöglich, lange Zeit waren die Astronomen davon ausgegangen, dass es keine Doppelsternsysteme mit Umlaufperioden unterhalb von fünf Stunden gibt. Darunter wären sich die Sterne nach ihrer Bildung zu nahe gewesen und wären kurze Zeit später zu einem größeren und massereicheren Stern verschmolzen. Etwa die Hälfte aller Sterne im Milchstraßensystem bewegen sich nicht einzeln um das galaktische Zentrum, sondern sind Teil eines Doppel- oder gar Mehrfachsystems.

Das Leidener Forscherteam nutzte nun systematische Beobachtungen von massearmen Sternen, die für die Suche nach Exoplaneten durchgeführt wurden, um nach Doppelsternen mit extrem kurzer Periode Ausschau zu halten. Zu ihrer Verwunderung fanden sie dabei vier Doppelsterne, deren Periodendauern deutlich unterhalb von vier Stunden lagen. Der Rekordhalter schafft sogar einen Umlauf innerhalb von nur zweieinhalb Stunden. Da Sterne kurz nach ihrer Entstehung noch schrumpfen, müssen die Umlaufbahnen in diesen engen Systemen ebenfalls kleiner geworden sein. Sonst hätten sich die beiden Sterne ja zuvor berührt und wären sehr schnell zu einer Sonne verschmolzen. Unklar ist jedoch, wie die Umlaufbahnen so stark schrumpfen konnten.

Die Forscher vermuten, dass solche massearmen kühlen Sterne in engen Doppelsternsystemen sehr viel aktiver sind als bislang angenommen. Möglicherweise verfangen sich die von den Sternen ausgehenden magnetischen Felder intensiv ineinander. Dadurch wird auf beiden Sternen eine starke Aktivität durch stellare Winde, extreme Eruptionen und große Sternflecken ausgelöst. Derartig intensive magnetische Aktivität könnte die beiden Sterne so stark abbremsen, dass sie sich nach und nach dicht annähern.

  • Quellen
Royal Astronomical Society, 6. Juli 2012

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