Antarktis: Extremes Trockental noch trockener
Die McMurdo-Trockentäler in der Antarktis gehören wohl zu den bizarrsten Landschaften der Erde: Inmitten des Eisschilds liegt hier der blanke Boden frei – ohne Gletscher oder wenigstens Schnee. Wahrscheinlich hat es hier seit Millionen von Jahren nicht mehr geregnet, und nur kleine, extrem salzige Gewässer wie der Don-Juan-See bieten so etwas wie eine feuchte Abwechslung. Lange hatten Geomorphologen jedoch gemutmaßt, dass es hier dennoch vor etwa 20 000 bis 8000 Jahren einen bis zu 200 Meter tiefen und 100 Quadratkilometer großen See gegeben hatte – was ehemalige Uferlinien bezeugen sollten, die charakteristische Spuren im Untergrund hinterlassen. Dem widersprechen nun allerdings Geowissenschaftler um Hamish McGowan von der University of Queensland in Brisbane: "Unsere Studien zeigen, dass dieser Megasee nie existiert hat."
Stattdessen schufen talwärts gerichtete Massenbewegungen an den Hängen des Victoria Valleys, das zu den McMurdo-Trockentälern gehört, die entsprechenden Strukturen in der Landschaft: Kartierungen belegten, dass keine räumlich und zeitlich kontinuierlichen Linien vorhanden sind, wie sie an einem Seeufer entstehen müssten. Isotopenanalysen weisen zudem darauf hin, dass sich diese Entwicklung schon vor 300 000 Jahren abgespielt haben muss – also lange bevor sich der See befüllt haben soll. Und schließlich habe der ursprüngliche Zeitraum auch nicht ausgereicht, um ein derart großes Binnengewässer zu erschaffen, so die Forscher: Er liegt zwischen dem letzten Glazialen Maximum, also dem Höhepunkt der Eiszeit, und dem Beginn der jetzigen Warmzeit – und damit nicht in einer erdgeschichtlichen Epoche mit ausgeprägter Erwärmung der Antarktis. "Es war damals nochmals acht Grad Celsius kälter als heute, was nicht eine Eisschmelze eher unwahrscheinlich macht", so McGowan.
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