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Feuer und Klima: Extremste Waldbrände haben sich in 20 Jahren verdoppelt

Doppelt so häufig, doppelt so energiereich: Erstmals zeigen Daten die Zunahme extremer Waldbrände. Lange war es schwierig, sicher zu belegen, dass große Feuer häufiger und heftiger werden.
Waldbrand in den Bergen über einer Küste bei Nacht.
Das Thomas Fire von 2017 war damals der größte Waldbrand in der modernen Geschichte Kaliforniens. Seither ist es auf Platz acht abgerutscht.

Kaum eine Naturkatastrophe steht so sehr für den Klimawandel wie Waldbrände. Immer wieder machen verheerende Brände Schlagzeilen, zum Beispiel das Camp Fire in Kalifornien, bei dem 59 Menschen starben, die Brände in Australien 2019 und 2020 oder auch jene Feuer in Kanada im Juni 2023, die große Teile Nordamerikas in Rauchwolken hüllten. Tatsächlich ist es jedoch gar nicht so einfach, diesen wahrnehmbaren Trend auch statistisch dingfest zu machen. Nun jedoch präsentiert ein Team um Calum X. Cunningham von der University of Tasmania in Hobart erstmals klare Belege, dass schwere Waldbrände tatsächlich zunehmen. Wie die Arbeitsgruppe in der Fachzeitschrift »Nature Ecology & Evolution« berichtet, ist die Zahl der extremen Feuer zwischen 2003 und 2023 um das 2,2-Fache gestiegen, und die 20 stärksten Brände des jeweiligen Jahres gaben 2,3-mal mehr Energie ab. Der Befund zeigt, dass schwere Feuer tatsächlich auch messbar zunehmen.

Einen klimabedingten Trend bei Waldbränden nachzuweisen, ist schwierig, weil Feuer sehr häufig auftreten, oft auch natürlich in einer Landschaft vorkommen und unterschiedliche Ausprägungen und Ursachen haben. Nur ein kleiner Teil der weltweit auftretenden Brände ist so energiereich, dass sie extreme ökologische, soziale und wirtschaftliche Folgen haben und auch enorme Mengen Rauch und Treibhausgase emittieren. Dadurch vermischen sich verschiedene Effekte, wenn man Feuer global betrachtet. So nimmt die weltweit verbrannte Fläche seit Jahren ab, weil es weniger kleine, harmlose Feuer im afrikanischen Savannengürtel gibt.

Um die schwersten und folgenreichsten Brände zu identifizieren, analysierten die Fachleute in Satellitendaten, wie viel Energie einzelne Feuer jeden Tag abgaben. Zwischen dem 1. Januar 2003 und dem 30. November 2023 identifizierten sie 2913 extreme Feuer, die mehr Energie abgaben als 99,99 Prozent aller untersuchter Brände.

Deren Zahl stieg im Untersuchungszeitraum von rund 100 pro Jahr auf über 200, die Gesamtenergie der 20 schwersten Feuer stieg von rund 60 000 Megawatt auf über 130 000 Megawatt. Der Anstieg ist aber global nicht gleich verteilt. Es sind vor allem die borealen Wälder der Arktis und Subarktis sowie Nadelwälder der gemäßigten Breiten, in denen Brände zunehmen. In Laubwäldern und mediterranen Landschaften zeigt sich bisher kein Trend.

Die Untersuchung sagt nichts über die Ursachen der Entwicklung und darüber, welche Rolle der Klimawandel dabei spielt. Dass die globale Erwärmung zu mehr Waldbränden führt, legen jedoch theoretische Überlegungen über Wasserhaushalt, Verdunstung und die Häufigkeit von so genanntem »Feuerwetter« nahe, das Brände begünstigt. Die Studie stütze diesen Zusammenhang, merkt auch das Team um Cunningham an: »Die zunehmende Häufigkeit und Intensität extremer Waldbrandereignisse läuft parallel zur globalen Erwärmung«, schreiben die Fachleute.

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