Evolution: Extremwurm mit drei Geschlechtern entdeckt
Außer Bakterien und Algen kannte man nur zwei Tierarten aus dem kalifornischen Mono Lake – an die extremen Bedingungen hatten sich im Lauf der Zeit lediglich eine Fliegen- und eine Krebstierspezies angepasst. Zumindest dachte man das lange: Doch Paul Sternberg vom California Institute of Technology und sein Team beschreiben nun gleich acht Wurmarten in »Current Biology«, die es im alkalischen Wasser des Sees aushalten.
Besondere Aufmerksamkeit der Wissenschaftler erregte dabei die noch nicht genauer benannte Spezies aus der Gattung Auanema, die sogar drei Geschlechter aufweist – und Arsenkonzentrationen überlebt, welche 500-mal über jenen liegen, die für uns Menschen tödlich wären. Der Bestand von Auanema sp. besteht demnach nicht nur aus Hermaphroditen und Männchen wie viele andere Nematoden, sondern es kommen auch Weibchen vor. Und die Tiere gebären lebenden Nachwuchs und legen keine Eier, wie es sonst in ihrer Verwandtschaft üblich ist. Dies seien wahrscheinlich Anpassungen an den alkalischen und hypersalzigen Lebensraum, vermuten die Wissenschaftler.
Die Würmer sind allerdings mikroskopisch klein und bestehen nur aus wenigen hundert bis tausend Zellen. Dennoch spielen sie wohl eine wichtige Rolle im Ökosystem des Mono Lake und besetzen dort verschiedene ökologische Nischen: Manche grasen Bakterienrasen ab, andere leben parasitär oder räuberisch. Und die Nematoden entstammen offensichtlich unterschiedlichen Kolonisierungsereignissen – ihre Vorfahren haben also den See nicht einmal neu besiedelt und sich dann aufgespaltet, sondern es gelang verschiedenen Ahnengruppen.
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