Lautlose Botschaften: Facebook arbeitet am Kitzel-Ärmel-Kommunikator
Ein durch Minivibrationen lautlos Botschaften übermittelnder Unterarmärmel könnte seh- und hörbehinderten Menschen helfen, meinen Forscher der Purdue University. Und vielleicht macht die neue Technik überhaupt den Blick aufs Smartphone für alle in allerlei Situationen überflüssiger: Wer uns etwas mitteilen will, könnte dies mit einem der Testphase entwachsenen Vibratornetz in Zukunft unauffällig haptisch statt optisch oder akustisch versuchen, so die Forscher, die ihr Geräte auf dem EuroHaptics-Fachkongress in Pisa vorgestellt haben.
Das in der Entwicklung von der Firma Facebook unterstützte Gerät des Purdue-Tüftlerteams um Hong Tan besteht aus einem eng den Unterarm umschließenden Ärmel, in den ein Netz von 24 miniaturisierten Reizgebern eingebettet ist. Diese Vibratoren können einzeln ausgelöst werden und mit- und nacheinander taktile, in verschiedene Richtungen über den Arm laufende Reizsignalmuster geben. In Experimenten lernten zwölf Freiwillige im Labor der Forscherin dann, 39 solcher Reizmuster mit 39 Phonemen, also Sprachlauten der englischen Sprache, zu assozieren – etwa Silben wie »Oh« oder »Ih«. Nach einigen wiederholten Trainingseinheiten lernten die Probanden, die erfühlten Vibrationsfolgen in Laute und sinnvolle Worte zu übersetzen.
Phoneme statt Worte zu erlernen, fiel den meisten Probanden unter dem Strich übrigens deutlich leichter, wie ein Lernvergleich zeigte – auch wenn große Unterschiede in den Lernkurven der Probanden auffielen. Immerhin aber gelang es allen Teilnehmern, nach 100 Lernminuten 100 Wörter mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit korrekt aus dem gelernten Fühlwortschatz abzurufen. Insgesamt gebe es sicherlich noch Wege, die Geräte allgemein oder für einzelne Personen zu optimieren. Es existieren viele Möglichkeiten, akustische in taktile Reize zu übertragen – die hier gezeigte Variante würde schon jetzt aber erstaunlich gut funktionieren.
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