Soziale Medien: Facebook-Verzicht macht wohl glücklich
Über das Phänomen der sozialen Netzwerke von Twitter bis Facebook werden laufend neue Studien veröffentlicht, die positive und negative Folgen beleuchten. So arbeiteten Verhaltensforscher schon heraus, wie die Plattformen Neid und Sucht fördern können oder das Verschweigen persönlicher Geheimnisse mitunter erschweren. Andere Studien legten allerdings nahe, dass mehr virtuelle Sozialkontakte Stress vielleicht auch abbauen. Dies wollte der dänische Soziologe Morten Tromholt mit der Unterstützung von 1095 Freiwilligen nun genauer untersuchen. Dabei kommt er zum Schluss, dass eine Facebook-Pause unter dem Strich Menschen eher glücklich macht – was vor allem auf drei typische Arten von Nutzern zutrifft.
Frühere Untersuchungen dokumentierten meist nur eine Korrelation zwischen selbst wahrgenommener Nutzungshäufigkeit und rückblickend erlebtem allgemeinem Wohlbefinden. Dagegen hat Tromholt nun einen mit Daten untermauerten Kausalzusammenhang unter kontrollierten Bedingungen feststellen wollen. Dazu sammelte er die Befindlichkeiten der Kandidaten vor und nach seinem Experiment, das sich über ein Woche erstreckte: Eine Hälfte der Kandidaten sollte in diesem Zeitraum auf Facebook verzichten, die andere ihr Nutzerverhalten nicht ändern. Am Ende wurden beide Gruppen erneut befragt – wobei die facebookfreien Versuchsteilnehmer nun von einer höheren Lebenszufriedenheit und häufigeren positiven Gefühlszuständen berichteten als die Vergleichsgruppe. Besonders auffällig war das bei Teilnehmern, die Facebook zuvor besonders intensiv genutzt hatten, zudem aber auch bei jenen, die Facebook vor allem passiv und beobachtend einsetzten, und solchen, die auf andere Facebook-User mit vielen Kontakten besonders neidisch waren.
Nicht ganz eindeutig ist bei dem Versuch allerdings, ob tatsächlich der Verzicht auf Facebook oder einfach die experimentell bedingte Veränderung der Lebenssituation positiv auf die Kandidaten gewirkt hat. Daher ist auch nicht etwa per Umkehrschluss bewiesen, dass Facebook unglücklich macht. Tatsächlich könnte dies mit einem ähnlich konstruierten Versuch getestet werden, an dem dann Facebook-Novizen teilnehmen und nach der Versuchszeit über ihr Wohlbefinden Auskunft geben. Die Ergebnisse solcher Versuche – zumal über kurze Zeitabschnitte wie eine Woche – sind zwar nicht absolut zuverlässig, immerhin aber wohl aussagekräftiger als die bisher durchgeführten Korrelationsstudien.
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