Brutpflege: Fäkalien futtern macht bessere Babysitter
Nacktmulle sind eusoziale Tiere, sie leben in einer Kolonie mit einer Königin und betreiben gemeinschaftliche Brutpflege. Wie jetzt die Biologen Akiyuki Watarai und Takefumi Kikusui von der Azabu University berichten, spielt dabei eine etwas unappetitliche Angewohnheit eine wichtige Rolle: Die kuriosen Nagetiere fressen ihren eigenen Kot und den anderer Koloniemitglieder. Die Nacktmull-Königin nutzt dieses Verhalten nun, um den Mutterinstinkt ihrer Arbeiterinnen hochzufahren – mit Hilfe einer geballten Dosis Hormone. Wie die beiden Wissenschaftler herausfanden, enthält der Kot der Königin in der Schwangerschaft Östradiol, und das macht die Beta-Weibchen der Kolonie zu aufmerksameren Pflegerinnen.
Wie Staaten bildende Insekten bestehen Nacktmull-Kolonien aus einer Königin, vielen unfruchtbaren Arbeiterinnen und wenigen Männchen. Die Beta-Weibchen können jedoch mangels voll ausgebildeter Geschlechtsorgane keine Hormone bilden – und die sind bei Säugetieren entscheidend für die Brutpflege. Überraschenderweise enthält ihr Urin jedoch Östradiol, sobald ihre Königin schwanger ist. Der Stoff, so die beiden Forscher, muss deswegen von ihr kommen. Die untergebenen Tiere achteten denn auch sorgfältiger auf quengelnde Babymulle, wie Watarai und Kikusui zeigten, indem sie hormonhaltigen Kot an die Tiere verfütterten und ihnen anschließend Tonbandaufnahmen von schreiendem Nachwuchs vorspielten.
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