Schmetterlinge: Falsche Augen müssen echt aussehen, um abzuschrecken
Augenflecke zieren die Flügel von zahlreichen Schmetterlingsarten. Die unverkennbaren Zeichnungen sind dabei nicht nur schön anzusehen, sondern sollen in erster Linie verhindern, dass die Falter auf der Speisekarte von Vögeln oder anderen Räubern landen. Doch ob die Flecke tatsächlich so abschreckend wirken, weil sie diese ihrerseits an die Augen der eigenen Fressfeinde erinnern, war unter Wissenschaftlern bisher umstritten. Die Flügelzeichnungen könnten ihre Wirkung auch einfach deshalb entfalten, weil sie so auffällig und ungewöhnlich sind – so besagt es zumindest eine andere Theorie. Finnische Forscher sind dieser Frage nun in einem Versuch mit Kohlmeisen (Parus major), die sich vor allem zur Brutzeit gerne von Schmetterlingsraupen ernähren, genauer nachgegangen. Sie kommen zu dem Schluss: Wenn die Augenflecke der Schmetterlinge nicht realitätsnah genug aussehen, dann wirken sie auch nicht.
Die Wissenschaftler platzierten schmackhafte Würmer in den Käfigen der Tiere. Wollten die Vögel sich auf die Würmer stürzen, ließen die Forscher auf einem darunterliegenden Bildschirm verschiedene Bilder erscheinen. Dabei bekamen die Meisen entweder eine Eule als eigenen Fressfeind mit weit geöffneten oder aber geschlossenen Augen zu sehen, einen Schmetterling mit Augenflecken, die an jene der Eule erinnerten, einen Schmetterling ohne Flecke auf den Flügeln oder aber einen, bei dem die Farben der Augenflecke zwar ähnlich kontrastreich und auffällig, aber ansonsten genau vertauscht waren. Im Ergebnis stellten die Forscher fest, dass die originalgetreuen Augenflecke die Vögel fast ebenso häufig zurückweichen ließen, wie der Anblick des eigenen Fressfeindes mit geöffneten Augen – und zwar in rund 70 Prozent der Fälle. Die Augenflecke mit den unnatürlichen Farben schafften das zum Vergleich nur in rund 30 Prozent der Fälle. Noch seltener hielten dagegen die Eule mit geschlossenen Augen und der Schmetterling ohne markante Zeichnung die Meisen fern. Auffälligkeit allein reicht demnach also nicht, schlussfolgern die Forscher.
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