News: Falscher Alarm
Rasch war klar, dass hier in vielleicht 20 Kilometern Höhe ein Meteorit explodiert war und dabei eine Energie freisetzte, die einem Äquivalent von 1,5 Kilotonnen TNT entsprach. Damit erreichte sie ziemlich genau das Niveau der amerikanischen Atombombenversuche Anfang der 60er Jahre.
Seit mehr als vierzig Jahren bemüht sich die internationale Gemeinschaft um ein weltweites Verbot von Atomwaffenversuchen. Doch ein Abkommen über deren Verzicht ist das eine. Das andere ist dessen Kontrolle. Deshalb stehen derzeit verschiedene seismische und barometrische Geräte auf dem Prüfstand, mit deren Hilfe sich die Erschütterungen von Atomwaffenversuchen von denen natürlicher Herkunft unterscheiden lassen sollen. Doch was ist, wenn solche Geräte aus dem All sabotiert werden? In jeder Woche trifft nämlich irgendwo auf der Erde ein Meteorit auf die Erdatmosphäre - und explodiert mit Getöse. Und genau die Geräte, die jenes Atomteststoppabkommen überwachen helfen sollen, schlagen unter Umständen auch in diesem Fall Alarm. So geschehen im Royal Netherlands Meteorological Institute. Läslo Evers und Hein Haak berichten über diesen Fall in den Geophysical Research Letters vom 1. Januar 2001.
Während Seismografen vor allem auf unterirdische Atomwaffenversuche reagieren, dienen die so genannten Mikrobarometer der Detektion feinster Luftdruckschwankungen im Infraschallbereich. Das ist Schall mit einer Frequenz unterhalb von 20 Hertz, der für menschliche Ohren nicht wahrzunehmen ist. Die brausenden Wellen der Meere haben ein ganz ähnlichen Effekt, während diese in den Aufzeichnungen aber für das kontinuierliche Hintergrundrauschen verantwortlich sind, führen große Explosionen zu eindeutigen Ausschlägen des Instruments.
Ein ganz ähnliches Gerät gehört auch zur Ausstattung des Royal Netherlands Meteorological Institute. Kurz nach der Explosion des Meteoriten an jenem 8. November 1999 reagierten dessen Schreiber mit einem charakteristischen Ausschlag, der genauso gut Folge eines Atomwaffenversuchs hätte sein können. Ein herber Rückschlag für das geplante internationale Netzwerk barometrischer Überwachungssensoren. Denn kaum ein internationales Abkommen hat einen so schweren Stand wie dieses, und einen bald wöchentlichen Fehlalarm könnte man sich am Ende wohl kaum leisten.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 3.7.2000
"Neuer Supercomputer bricht alle Rekorde"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 16.6.2000
"Noch schreitet Abrüstung voran"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 1/00, Seite 60
"Virtuelle Nukleartests – Wird der Rüstungswettlauf im Computer fortgesetzt?"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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