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News: Falscher Alarm

Irgendwann einmal soll ein Abkommen alle Atomwaffenversuche unterbinden. Ein internationales Netzwerk seismischer und barometrischer Sensoren wird dann helfen, Verstöße aufzuspüren. Doch ausgerechnet hoch in der Atmosphäre explodierende Meteoriten könnten diese Pläne durchkreuzen. Ihre Infraschallwellen lassen die Mikrobarometer genauso ausschlagen wie eine Atombombe.
Am 8. November 1999 wurden Frühaufsteher in Norddeutschland Zeuge einer spektakulären Himmelserscheinung. "Ein heller Lichtschein über Norddeutschland und weiten Teilen Skandinaviens hat am Montag zahlreiche Beobachter des Phänomens in Aufregung versetzt," berichtete seinerzeit die Rhein-Zeitung. "Bei den Flughäfen in Hamburg, Kiel und Bremen gingen Hunderte von Anrufen ein, die sich nach dem 'unbekannten Flugobjekt' erkundigten. Alle hätten ein Funken sprühendes Etwas gesehen, das mit einem hellen Schweif über das Firmament gezogen sei, sagte der Hamburger Flughafensprecher."

Rasch war klar, dass hier in vielleicht 20 Kilometern Höhe ein Meteorit explodiert war und dabei eine Energie freisetzte, die einem Äquivalent von 1,5 Kilotonnen TNT entsprach. Damit erreichte sie ziemlich genau das Niveau der amerikanischen Atombombenversuche Anfang der 60er Jahre.

Seit mehr als vierzig Jahren bemüht sich die internationale Gemeinschaft um ein weltweites Verbot von Atomwaffenversuchen. Doch ein Abkommen über deren Verzicht ist das eine. Das andere ist dessen Kontrolle. Deshalb stehen derzeit verschiedene seismische und barometrische Geräte auf dem Prüfstand, mit deren Hilfe sich die Erschütterungen von Atomwaffenversuchen von denen natürlicher Herkunft unterscheiden lassen sollen. Doch was ist, wenn solche Geräte aus dem All sabotiert werden? In jeder Woche trifft nämlich irgendwo auf der Erde ein Meteorit auf die Erdatmosphäre - und explodiert mit Getöse. Und genau die Geräte, die jenes Atomteststoppabkommen überwachen helfen sollen, schlagen unter Umständen auch in diesem Fall Alarm. So geschehen im Royal Netherlands Meteorological Institute. Läslo Evers und Hein Haak berichten über diesen Fall in den Geophysical Research Letters vom 1. Januar 2001.

Während Seismografen vor allem auf unterirdische Atomwaffenversuche reagieren, dienen die so genannten Mikrobarometer der Detektion feinster Luftdruckschwankungen im Infraschallbereich. Das ist Schall mit einer Frequenz unterhalb von 20 Hertz, der für menschliche Ohren nicht wahrzunehmen ist. Die brausenden Wellen der Meere haben ein ganz ähnlichen Effekt, während diese in den Aufzeichnungen aber für das kontinuierliche Hintergrundrauschen verantwortlich sind, führen große Explosionen zu eindeutigen Ausschlägen des Instruments.

Ein ganz ähnliches Gerät gehört auch zur Ausstattung des Royal Netherlands Meteorological Institute. Kurz nach der Explosion des Meteoriten an jenem 8. November 1999 reagierten dessen Schreiber mit einem charakteristischen Ausschlag, der genauso gut Folge eines Atomwaffenversuchs hätte sein können. Ein herber Rückschlag für das geplante internationale Netzwerk barometrischer Überwachungssensoren. Denn kaum ein internationales Abkommen hat einen so schweren Stand wie dieses, und einen bald wöchentlichen Fehlalarm könnte man sich am Ende wohl kaum leisten.

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