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Familie: Wenn der Gentest Chaos stiftet

Genetische Abstammungstests können unerwartete Erkenntnisse zur eigenen Herkunft mit sich bringen und die Betroffenen verunsichern. Was sind die emotionalen Folgen solcher Enthüllungen?
Eltern trennen sich, Kind steht in der Mitte
Ein Abstammungstest dient zwar teils der Unterhaltung, aber überraschende Ergebnisse können Schwierigkeiten verursachen. (Symbolbild)

Mehr als 30 Millionen Menschen weltweit sollen bereits einen im Internet gekauften DNA-Abstammungstest durchgeführt haben. Was teils als eine unterhaltsame Methode der Selbsterkenntnis vermarktet wird, kann auch zu Schwierigkeiten führen: etwa wenn der Test überraschende Erkenntnisse zu Verwandtschaftsbeziehungen bringt. Wie Betroffene mit solchen Ergebnissen umgehen, hat eine belgisch-kanadische Forschungsgruppe untersucht.

In ausführlichen Interviews befragten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um die Psychologin Juliette Careau von der McGill University 52 Menschen, die bei einem DNA-Test eine unerwartete Entdeckung gemacht hatten – in der Regel, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater war. Sie interessierten sich für die Auswirkungen auf die seelische Gesundheit der Befragten und auf ihre familiären Beziehungen. Außerdem ging es um die Erfahrung der Interviewten mit Psychotherapie.

Die meisten Teilnehmenden berichteten von einem großen Schock nach dem Testergebnis. Neben kurzfristigen Krisen gab es auch lang anhaltende Auswirkungen wie Depressionen, Angstzustände und sogar posttraumatische Belastungsstörungen. Gefühle von Verlust und Trauer sowie Identitätskrisen standen dabei im Vordergrund. Vor allem das Vertrauen zur Mutter war häufig zerstört, wenn diese die wahre Abstammung über Jahrzehnte geheim gehalten hatte. Das führte teils bis zu einem kompletten Abbruch der Beziehung.

Viele der Betroffenen hatten das Problem in einer Psychotherapie angesprochen; die meisten mit positiven Resultaten. Einige Befragte dagegen empfanden die Therapie als wenig hilfreich. Sie hielten ihre Therapeuten und Therapeutinnen etwa für unzureichend geschult oder schlecht sensibilisiert für das Thema. Es gebe offenbar noch Verbesserungsbedarf bei der Begleitung dieser speziellen Klientengruppe, so das Forschungsteam.

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  • Quellen
BMC Psychiatry 10.1186/s12888–024–06380–0, 2025

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