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News: Farbe bekennen

Das Spektrum des sichtbaren Lichtes zeigt einen kontinuierlichen Farbverlauf - und dennoch ordnen wir ihm diskrete Farben zu. Gelten diese Farbbezeichnungen universell für alle Sprachen?
Farbe
"Das Licht ist das einfachste, unzerlegteste, homogenste Wesen, das wir kennen. Es ist nicht zusammengesetzt – am allerwenigsten aus farbigen Lichtern." Hier irrte der Meister.

Johann Wolfgang von Goethe, der sich seinen Ruhm nicht nur als einer der bedeutendsten deutschsprachiger Dichter sicherte, sondern auch als Naturforscher wichtige Beiträge leistete, konnte sich mit Newtons Farbenlehre nicht anfreunden. Doch heute kennt jedes Schulkind Newtons Experiment, weißes Licht mit einem Prisma in die Farben des Regenbogens zu zerlegen. Dabei kann das menschliche Auge einen Wellenlängenbereich von 380 bis 740 Nanometer wahrnehmen – von tief violett bis strahlend rot.

Goethe wies jedoch zu Recht darauf hin, dass Farbe mehr ist als das Licht einer bestimmten Wellenlänge – der Farbeindruck entsteht erst in unserem Kopf. Denn es ist durchaus erstaunlich, dass wir dem kontinuierlichen Spektrum wohl definierte, diskrete Farben zuordnen. Ist diese Zuordnung bei allen Menschen gleich, oder unterscheidet sie sich zwischen den Völkern der Erde?

Bereits 1969 behaupteten die Linguisten Brent Berlin und Paul Kay, dass sich alle Farben – sei es Moosgrün, Kanariengelb oder Korallenrot – in allen Sprachen der Welt letztlich auf elf Grundfarben zurückführen lassen: Rot, Gelb, Grün, Blau, Purpur, Braun, Orange, Rosa, Schwarz, Weiß und Grau. Die beiden Forscher kamen zu ihrer These, als sie die Bezeichnungen der verschiedenen Farben bei 20 unterschiedlichen Sprachen miteinander verglichen.

Andere Wissenschaftler sind von dieser Universalität der Farben nicht überzeugt. So unterscheiden beispielsweise die Berinmo in Papua-Neuguinea nicht zwischen Blau und Grün, und da Berlin und Kay fast ausschließlich Schriftsprachen der Industrienationen untersucht hatten, wurde ihre These von der Forschergemeinschaft als nicht repräsentativ abgelehnt.

Paul Kay, der am International Computer Science Institute in Berkeley arbeitet, hat nun, zusammen mit Kollegen von der University of Chicago, seine Analyse wiederholt. Jetzt konzentrierten sich die Forscher auf Sprachen, die nur noch von wenigen gesprochen und nicht schriftlich überliefert werden. Insgesamt 110 Idiome – von Abidji von der Elfenbeinküste bis Zapotec aus Mexiko – umfasste die Untersuchung, wobei den Forschern für jede Sprache durchschnittlich 25 Sprecher zur Verfügung standen.

Die Forscher legten ihren Versuchspersonen farbige Karten vor, die, zufällig verteilt, aus einem Satz von 330 Farbtönen stammten. Die Versuchspersonen sollten in ihrer Sprache die Farbe benennen und außerdem die Karten auswählen, welche ihrer Meinung nach die bezeichnete Farbe am treffendsten wiedergab.

Die statistische Auswertung, die Helligkeit, Farbton und Sättigung berücksichtigte, bestätigte das frühere Ergebnis: Auch bei diesen eher exotischen Sprachen konnten die Forscher elf Grundfarben herauskristallisieren, für die es die entsprechenden Bezeichnungen in den jeweiligen Sprachen gab.

Demnach, so schließen die Forscher, nehmen alle Menschen die Farben ähnlich wahr und katalogisieren sie entsprechend. Die Bezeichnungen der Farben in den verschiedenen Sprachen – wie unterschiedlich sie auch klingen mögen – seien letztlich universell.

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