Sinne: Farbeindruck: subjektiv beeinflusst, aber global vergleichbar
Unsere Farbwahrnehmung kann in erheblichem Umfang von unserem Vorwissen über das natürliche Aussehen von Objekten beeinflusst werden. Dies berichten Wissenschaftler um Thorsten Hansen und Karl Gegenfurtner von der Justus-Liebig-Universität Gießen [1].
Bei den Versuchen wurden Probanden Bilder von Früchten gezeigt, die immer in einer bestimmten typischen Farbe auftreten. So sind beispielsweise in der Realität Bananen gelb und Möhren orange. In den Versuchen war es die Aufgabe der Probanden, die Farbe der Früchte am Computer so einzustellen, dass sie unbunt aussahen, also wie auf einer Schwarz-Weiß-Fotografie. Am Anfang jedes Versuchs wurde dabei die Frucht in einer zufällig gewählten Farbe dargestellt.
Die Probanden konnten nun die Farbe der Objekte auf dem Bildschirm mittels einer Tastatur verändern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Probanden beispielsweise die Banane immer deutlich ins Blaue hin verschoben, gleichgültig in welcher Ausgangsfarbe sie ursprünglich abgebildet war. Diese systematische Überkompensation ging immer in Richtung der Gegenfarbe und trat bei neutralen Objekten, die keine typische Farbe aufweisen, nicht auf. Es sieht also so aus, als ob die Probanden eine Tendenz dazu haben, die Banane immer als gelb wahrzunehmen. Um einen unbunten Eindruck zu erhalten, muss diese Tendenz dann zusätzlich noch ausgeglichen werden.
Der Farbeindruck ist damit das Produkt der Sinnesinformationen, die ins Auge gelangen, und unserem Wissen über das Aussehen von Objekten. Informationen über die Wellenlängen des reflektierten Lichts werden mit den Erinnerungen an die typische Farbe von Objekten kombiniert und bestimmen zusammen unsere Wahrnehmung von Farbe.
Wie ähnlich diese global ist, zeigen Delwin Lindsey und Angela Brown von der Staatsuniversität Ohio: Rot, grün, gelb/orange, blau, purpur, braun, pink und grün/blau – diese acht Farbkategorien sind 110 untersuchten Sprachen vorindustrieller Völker gemeinsam. Damit stimmen sie bemerkenswert eng mit "Grundfarben" in modernen europäischen Sprachen überein [2].
Die Wissenschaftler hatten Einträge des World Color Survey mit statistischen Methoden untersucht. In dieser Datenbank ist gespeichert, wie 2616 Freiwillige aus verschiedenen Naturvölkern 320 Farbkarten der Munsell-Skala einsortieren und benennen. Indem sie rechnerisch Cluster ermittelten, erkannten Lindsey und Brown, dass trotz völlig unterschiedlicher Bezeichnungen überall diese acht deutlich abzugrenzenden Kategorien auftraten, während bei anderen Farben weniger Übereinstimmung herrschte.
Verschiedene Grundfarben werden offenbar schon vor dem Spracherwerb als unterschiedlich wahrgenommen, wie Untersuchungen mit Kindern zeigten. Warum ausgerechnet die drei sekundären Farben braun, pink und purpur neben zumindest in Europa "typischen" Grundfarben – gelb, rot, blau, grün – quer durch die Sprachen auftauchen, während andere Mischfarben wie "hellgrün" nicht einheitlich abgegrenzt wurden, bleibt vorerst ungeklärt.
[1] Nature Neuroscience 10.1038/nn1794 (2006), Abstract
[2] Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0607708103 (2006)
©Universität Gießen/spektrumdirekt
Bei den Versuchen wurden Probanden Bilder von Früchten gezeigt, die immer in einer bestimmten typischen Farbe auftreten. So sind beispielsweise in der Realität Bananen gelb und Möhren orange. In den Versuchen war es die Aufgabe der Probanden, die Farbe der Früchte am Computer so einzustellen, dass sie unbunt aussahen, also wie auf einer Schwarz-Weiß-Fotografie. Am Anfang jedes Versuchs wurde dabei die Frucht in einer zufällig gewählten Farbe dargestellt.
Die Probanden konnten nun die Farbe der Objekte auf dem Bildschirm mittels einer Tastatur verändern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Probanden beispielsweise die Banane immer deutlich ins Blaue hin verschoben, gleichgültig in welcher Ausgangsfarbe sie ursprünglich abgebildet war. Diese systematische Überkompensation ging immer in Richtung der Gegenfarbe und trat bei neutralen Objekten, die keine typische Farbe aufweisen, nicht auf. Es sieht also so aus, als ob die Probanden eine Tendenz dazu haben, die Banane immer als gelb wahrzunehmen. Um einen unbunten Eindruck zu erhalten, muss diese Tendenz dann zusätzlich noch ausgeglichen werden.
Der Farbeindruck ist damit das Produkt der Sinnesinformationen, die ins Auge gelangen, und unserem Wissen über das Aussehen von Objekten. Informationen über die Wellenlängen des reflektierten Lichts werden mit den Erinnerungen an die typische Farbe von Objekten kombiniert und bestimmen zusammen unsere Wahrnehmung von Farbe.
Wie ähnlich diese global ist, zeigen Delwin Lindsey und Angela Brown von der Staatsuniversität Ohio: Rot, grün, gelb/orange, blau, purpur, braun, pink und grün/blau – diese acht Farbkategorien sind 110 untersuchten Sprachen vorindustrieller Völker gemeinsam. Damit stimmen sie bemerkenswert eng mit "Grundfarben" in modernen europäischen Sprachen überein [2].
Die Wissenschaftler hatten Einträge des World Color Survey mit statistischen Methoden untersucht. In dieser Datenbank ist gespeichert, wie 2616 Freiwillige aus verschiedenen Naturvölkern 320 Farbkarten der Munsell-Skala einsortieren und benennen. Indem sie rechnerisch Cluster ermittelten, erkannten Lindsey und Brown, dass trotz völlig unterschiedlicher Bezeichnungen überall diese acht deutlich abzugrenzenden Kategorien auftraten, während bei anderen Farben weniger Übereinstimmung herrschte.
Verschiedene Grundfarben werden offenbar schon vor dem Spracherwerb als unterschiedlich wahrgenommen, wie Untersuchungen mit Kindern zeigten. Warum ausgerechnet die drei sekundären Farben braun, pink und purpur neben zumindest in Europa "typischen" Grundfarben – gelb, rot, blau, grün – quer durch die Sprachen auftauchen, während andere Mischfarben wie "hellgrün" nicht einheitlich abgegrenzt wurden, bleibt vorerst ungeklärt.
[1] Nature Neuroscience 10.1038/nn1794 (2006), Abstract
[2] Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0607708103 (2006)
©Universität Gießen/spektrumdirekt
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