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Ediacara-Fauna: Fasernetzwerk verband erste Tiere

Sex? Verteidigung? Oder doch nur vergammelte Reste? Filamente zwischen den ersten größeren Lebensformen vertiefen das Rätsel um die fremdartigen Ediacara-Wesen.
Künstlerische Rekonstruktion der Ediacara-Fauna von Neufundland

Ein Netz aus dünnen Filamenten verband vor mehr als einer halben Milliarde Jahren die frühesten auf der Erde bekannten Tiere. Fossilien aus Neufundland, die nun Alexander G. Liu von der University of Cambridge und Frances S. Dunn von der University of Bristol in »Current Biology« beschreiben, zeigen Gruppen von Rangeomorpha genannten farnartigen Lebewesen, die durch dünne Fäden verbunden zu sein scheinen. Die Fasern sind laut Bericht bis zu einem Millimeter dick und erstrecken sich über bis zu 40 Zentimeter zwischen den einzelnen Individuen. Liu und Dunn sehen Anzeichen dafür, dass die Fasern von den »Füßen« der Organismen ausgehen, mit denen diese am Untergrund hafteten. Welche Funktion die Fasern hatten, ist allerdings noch genauso rätselhaft wie die Rangeomorpha selbst.

Die fransigen Organismen lebten vor 575 bis 560 Millionen Jahren auf dem Meeresboden. Damit gehören sie zu den ältesten Vertretern der Ediacara-Fauna, einer mysteriösen Gruppe von Lebewesen. Ihr Körperbau ist völlig anders als der moderner Organismen, die im Kambrium auf die Bildfläche traten, 100 Millionen Jahre nach den Rangeomorpha; lediglich chemische Spuren geben Hinweise darauf, dass die seltsamen Wesen mit späteren Tieren verwandt gewesen sein könnten. Deswegen ist es auch nahezu unmöglich, verlässliche Schlüsse über die Bedeutung der Filamente zu ziehen.

Es ist nicht einmal sicher, ob es sich bei den Fasern um Teile der Ediacara-Wesen handelt, ihre verwesten Überreste oder um eigenständige Lebewesen, die mit ihnen assoziiert sind. Allerdings beobachteten Liu und Dunn, dass die genaue Form der Filamente anscheinend von Art zu Art schwankt – ihrer Ansicht nach ein Hinweis darauf, dass sie irgendeine Funktion hatten. Vergleichbare Strukturen bei modernen Organismen hätten sehr unterschiedliche Funktionen, schreiben die beiden Fachleute in der Veröffentlichung, zum Beispiel Verteidigung, Nahrungsaustausch oder Fortpflanzung.

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