Direkt zum Inhalt

Glioblastom: Fatale Verwandlung

Krebsgene machen Neurone zu Stammzellen.
Glioblastom im Hirn einer Maus

Das Glioblastom gilt als eine der aggressivsten Hirntumorarten. Dies liegt unter anderem daran, dass die Erkrankung in den meisten Fällen auch nach Entfernung des Tumorgewebes und Chemotherapie rasch wiederkehrt. Forscher hatten darum angenommen, dass mutierte Stamm- oder Vorläuferzellen einen wichtigen Auslöser des Krebses darstellen – diese Zellen könnten außerhalb des erkrankten Gewebes überleben und nach der Behandlung zu einem neuen Tumor heranwachsen.

Wie ein Team um Inder Verma vom Salk Institute for Biological Studies in La Jolla nun beobachtete, müssen dazu allerdings nicht einmal Stammzellen mutieren: Das Ausschalten zweier Gene genügte, um sogar vollständig ausgewachsene Hirnzellen in einen undifferenzierten, stammzellenähnlichen Zustand zurückzuversetzen. Beispielsweise ließen sich sowohl Neurone – die eigentlichen Nervenzellen – als auch so genannte Astrozyten (neuronale Hilfszellen) derartig manipulieren.

Versuche an Mäusen zeigten, dass die Genveränderung eine Art Wachstumsbremse zu lösen scheint, die normalerweise bei ausgereiften Zellen aktiviert ist. Dadurch konnten die Nervenzellen sogar dann noch ein Glioblastom auslösen, wenn sie ins Gehirn einer anderen Maus transplantiert wurden.

Beide Genmutationen – es handelt sich um eine Deaktivierung der Gene p53 und Nf1 sowie in einem zweiten Versuch HRAS-V12 – sind in Glioblastomen häufig anzutreffen. Die Forscher um Verma gehen nun davon aus, dass die Hartnäckigkeit des Hirntumors darauf zurückzuführen ist, dass ein Großteil der Tumorzellen die Fähigkeit hat, sich wie Stammzellen immer weiter zu teilen.

Da "echte" Stammzellen im Hirn nur an wenigen Stellen auftauchen, hatten Forscher bislang außerdem allein diese Regionen als Ursprungsort des Krebses in Verdacht. Da die Reprogrammierung der ausgewachsenen Zellen jedoch an allen möglichen Stellen ablaufen dürfte, könnte der Tumor auch an einer Vielzahl von Stellen entstehen. Das erkläre nach Ansicht von Verma und Kollegen möglicherweise die Vielgestalt der Glioblastome, die Medizinern immer wieder zu schaffen mache.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.