Anatomie: Faultiere sind doch nicht so anders
Anatomisch daneben liegt, wer vermutet, die Giraffe unter den Säugetieren sei so etwas wie der Schwan unter den Vögeln. Zwar haben beide überragend lange Hälse, diese kommen aber auf recht unterschiedliche Art und Weise zu Stande: Vögel bauen einen langen Hals, indem sie der Wirbelsäule im Halsbereich einfach ein paar Wirbel mehr unterschieben – ein Schwan hat daher doppelt so viele Wirbel wie ein Singvogel. Bei Säugetieren funktioniert das nicht so, denn Giraffe wie Mensch und Maus haben immer genau sieben Halswirbel. Und selbst die einzige bislang anerkannte Ausnahme, das Dreifinger-Faultier, hält sich an diese ultimative Säugeranatomie-Regel, korrigiert nun ein Zoologenteam die bisherige Lehrmeinung.
Robert Asher von der University of Cambridge und seine Kollegen – unter anderem von den Universitäten in Jena und Zürich – zählten mit computertomografischer Hilfe die Wirbel der Faultiere genauer als alle Wissenschaftler vor ihnen, wobei sie sich unter anderem auf einige seltene Faultierembryonen aus Museumssammlungen stützen konnten. Dabei untersuchten die Forscher insbesondere die drei überzähligen unteren der zehn als "Halswirbel" eingestuften Wirbel. Wie sich zeigte, entstehen diese unteren Wirbel in der Embryonalentwicklung ganz genauso wie Brustwirbel – nur tragen sie im Gegensatz zu diesen keine Rippen.
Über praktische Gründe für die säugeruntypische Halsverlängerung können die Forscher nur spekulieren. Jedenfalls unterstützen die Erkenntnisse die Theorie, dass Wirbel, Schultergürtel und Rippen in der Embryonalentwicklung aus unterschiedlichen Linien hervorgehen – und daher auch eigene Wege gehen können. Die Theorie von der einzigartigen Halswirbelüberzahl der Faultiere müsse dagegen zu Grabe getragen werden. (jo)
Robert Asher von der University of Cambridge und seine Kollegen – unter anderem von den Universitäten in Jena und Zürich – zählten mit computertomografischer Hilfe die Wirbel der Faultiere genauer als alle Wissenschaftler vor ihnen, wobei sie sich unter anderem auf einige seltene Faultierembryonen aus Museumssammlungen stützen konnten. Dabei untersuchten die Forscher insbesondere die drei überzähligen unteren der zehn als "Halswirbel" eingestuften Wirbel. Wie sich zeigte, entstehen diese unteren Wirbel in der Embryonalentwicklung ganz genauso wie Brustwirbel – nur tragen sie im Gegensatz zu diesen keine Rippen.
Offenbar sind die Halswirbel also in Wirklichkeit Brustwirbel, so die Forscher. Zur Fehleinstufung trug schlicht die gängige Praxis bei, alle oberhalb des Schultergürtels liegenden Wirbel als Hals-, und nur die mit Rippenbögen verbundenen als Brustwirbel anzusehen. In Wahrheit aber hat auch das Faultier nur sieben Halswirbel – und verlängert seinen Hals mit drei Brustwirbeln, die anatomisch über den Schulterbereich gerutscht sind.
Über praktische Gründe für die säugeruntypische Halsverlängerung können die Forscher nur spekulieren. Jedenfalls unterstützen die Erkenntnisse die Theorie, dass Wirbel, Schultergürtel und Rippen in der Embryonalentwicklung aus unterschiedlichen Linien hervorgehen – und daher auch eigene Wege gehen können. Die Theorie von der einzigartigen Halswirbelüberzahl der Faultiere müsse dagegen zu Grabe getragen werden. (jo)
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