Mondsonde: Fehlfunktion beendet Mission von Chandrayaan-1
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© ISRO / Don Roam (Ausschnitt)
© ISRO / Don Roam (Ausschnitt)
Chandrayaan-1 | Die Mondsonde der Chandrayaan-1 der indischen Raumfahrtagentur ISRO (hier eine künstlerische Darstellung) startete am 22. Oktober 2008. Sie erreichte den Mond am 8. November und umrundete ihn rund 3400 Mal, bis am 29. August 2009 der Kontakt abbrach. Bis zu seinem Ausfall sandte der Orbiter mehr als 70 000 Bilder der Mondoberfläche zur Erde.
Nachtrag 08.09.2009: Als wahrscheinliche Ursache des Totalausfalls sehen verschiedene Experten Überhitzung. Schon während der ersten Missionsmonate hatte sich gezeigt, dass die Abschirmung der Sonde gegen thermische und ionisierende Strahlung zu schwach war. Gleichzeitig war die Elektronik der Sonde nicht robust genug und nahm durch den Teilchenbeschuss schnell schaden. Seit Mai hatte der Orbiter bereits beide Sternsucher und einen Navigationscomputer verloren. Ohne Steuerung wird er nun vermutlich im Jahr 2012 auf dem Mond aufschlagen.
Chandrayaan (zu deutsch "Mond-Schiff" oder "Mond-Reise") startete am 22. Oktober 2008 an Bord einer indischen PSLV-Trägerrakete und erreichte drei Wochen später seine endgültige Umlaufbahn 100 Kilometer über der Mondoberfläche. Indien war damit nach China die zweite Nation, deren erster Flug zum Erdtrabanten direkt ein Erfolg war.
Mit geschätzten 60 Millionen Euro gaben die Inder jedoch weniger als halb so viel Geld aus wie die Chinesen für ihre Sonde Chang'e-1. Außerdem brachte Indien als bisher einziges Land schon beim Erstflug seine Nationalflagge auf den Mondboden. Dies geschah wenn auch unsanft durch die Einschlagsonde Moon Impact Probe.
© Indian Space Research Organisation (ISRO) (Ausschnitt)
3D-Ansicht der Mondoberfläche | Eine nicht näher bezeichnete zerkraterte Region der Mondoberfläche nahm die indische Mondsonde Chandrayaan-1 mit ihrer "Terrain Mapping Camera" auf. Die Kamera übermittelt Stereobilder, aus denen sich digitale Höhenmodelle ableiten lassen. Im Bild wurde der vertikale Maßstab um einen Faktor drei bis fünf überhöht, um das Relief zu verdeutlichen.
Die indischen Instrumente zielten hauptsächlich auf die dreidimensionalen Kartierung des Mondes ab. Dies geschah sowohl mit Hilfe von Laser-Entfernungsmessung als auch durch eine Stereokamera mit einer Geländeauflösung von fünf Metern pro Bildpunkt. Daneben suchten Spektrometer nach Vorkommen von interessanten Rohstoffen wie Metallen und nach radioaktiven Elemtenten, die Aufschluss über das Alter der Mondkruste geben können.
© ISRO / NASA / JHUAPL / LPI / Cornell University / CfA (Ausschnitt)
Radar-Blick in den Krater Haworth am Mondsüdpol | Mit dem Gerät Mini-SAR an Bord der indischen Mondsonde Chandrayaan-1 gelang dieser Blick auf den permanent im Schatten liegenden Kraterboden von Haworth. Der Streifen in der Bildmitte misst 50 mal 18 Kilometer.
Die NASA hingegen steuerte ein Radar bei, das in die Tiefe des Mondbodens blicken konnte. Speziell in den polaren Regionen, die permanent im Schatten liegen, vermuten Planetologen schon lange Spuren von Wassereis. Leider war Chandrayaan-1 bis zuletzt nicht in der Lage, diesen Verdacht zu bestätigen. Der im Jahr 2009 gestartete Lunar Reconnaissance Orbiter der NASA wird mit seinen deutlich präziseren Instrumenten dieser Frage weiter nachgehen.
Unterdessen plant Indien bereits seine nächste Mondmission Chandrayaan-2, die im Jahr 2013 starten soll. Auch ein Rover wird dann mit an Bord sein, um Bodenproben zu nehmen und diese vor Ort zu untersuchen. Eine Marssonde und erste bemannte Raumflüge stehen im kommenden Jahrzehnt ebenfalls auf der Agenda Indiens. Die nun erkannten Mängel von Chandrayaan-1 könnten diese Pläne jedoch womöglich hinauszögern.
Ralf Strobel
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