Feinstaub: Luftverschmutzung senkt weltweit die Lebenserwartung
Luftverschmutzung hat nach einem neuen Bericht weltweit den größten externen Einfluss auf die Lebenserwartung. Dabei ist die Belastung durch Feinstaub, vor allem solchen der sehr kleinen Partikelgröße bis 2,5 Mikrometer (PM 2,5), in einigen Ländern Asiens besonders hoch. Forscherinnen und Forscher der University of Chicago erklärten in ihrem jährlichen »Air Quality Life Index« (AQLI), dass die durchschnittliche Lebenszeit weltweit um 2,3 Jahre angehoben werden könnte, würde überall der empfohlene Grenzwert für PM 2,5 der Weltgesundheitsorganisation WHO eingehalten.
Die Auswirkungen auf die Lebenserwartung seien vergleichbar mit denen des Rauchens, heißt es in einer Pressemitteilung des AQLI-Projekts. Weiteren Vergleichen zufolge liegen sie mehr als dreimal so hoch wie beim Konsum von Alkohol oder verschmutztem Wasser – und mehr als fünfmal so hoch wie im Fall von Verletzungen infolge eines Verkehrsunfalls.
In ihrer Studie betont die Forschergruppe, dass die Feinstaubbelastung global sehr ungleich verteilt sei. Am stärksten ausgeprägt seien die Folgen für die Lebenserwartung in nur sechs Ländern: Bangladesch, Indien, Pakistan, China, Nigeria und Indonesien. Für Bangladesch errechneten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, dass die Menschen wegen der Verschmutzung dort im Schnitt mehr als sechs Jahre kürzer lebten.
Ein Vergleich mit älteren Daten zeigte zudem, dass China seit 2013 die Luftverschmutzung um 42,3 Prozent verringern konnte. Das käme umgerechnet 2,2 Lebensjahren mehr pro Person gleich. Allerdings läge die Feinstaubbelastung in dem asiatischen Land immer noch sechsmal höher, als die Richtlinien der WHO zulassen würden.
Für Menschen in Deutschland sieht die Studie bei idealer Sauberkeit der Luft einen Gewinn an Lebenszeit um knapp ein halbes Jahr. Laut dem Bericht sei im Jahr 2021 die Luftverschmutzung in Berlin am höchsten gewesen. In der Hauptstadt würde eine Reduktion auf den WHO-Grenzwert die Lebenserwartung um 8,4 Monate erhöhen.
Mehrere Studien haben in der Vergangenheit dargelegt, wie Feinstaub die Gesundheit schädigen kann. Die Fremdkörper gelangen über die Atemwege in die Bronchien und die Lungenbläschen. Ultrafeine Partikel können so auch ins Blut übergehen. Daher belasten Luftschadstoffe nicht nur die Lunge, sondern können zudem das Gehirn schädigen, wie Untersuchungen zeigten. Der vom Menschen verursachte Feinstaub stammt überwiegend aus Kraftwerken, Industrie, Landwirtschaft, Straßenverkehr, Öfen und Heizungen. (dpa/kas)
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