Ferne Galaxien: Die Sculptorgalaxie in neuer Schärfe
Die Spiralgalaxie NGC 253 ist eines der hellsten Objekte außerhalb der Lokalen Gruppe. Sie befindet sich in etwa 11,5 Millionen Lichtjahren Entfernung im Sternbild Bildhauer (Sculptor) am Südhimmel. Oft wird sie als Sculptorgalaxie bezeichnet, denn sie ist das hellste Objekt der gleichnamigen Galaxiengruppe. Ihrer Form und Leuchtkraft verdankt sie zusätzlich auch den Namen Silberdollargalaxie. Obwohl so weit entfernt, ist sie mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,3 Magnituden für uns etwas heller als der Planet Neptun. Nun hat das Very Large Telescope Survey Telescope (VST) neue Bilder von NGC 253 aufgenommen.
Das VST ist Teil des Paranal-Observatoriums in der chilenischen Atacamawüste. Erst in diesem Herbst hat es seinen Betrieb aufgenommen und befindet sich derzeit in den letzten Zügen der wissenschaftlichen Testphase. Das 2,6 Meter große Weitwinkelteleskop hat einen Sichtbereich von einem Grad, was dem doppelten Winkelbereich des Vollmonds entspricht. Mit seiner 268-Megapixel-Kamera OmegaCAM ist es derzeit das größte Teleskop, das den Sternenhimmel ausschließlich im sichtbaren Spektralbereich abbildet. Das VST-Programm ist ein Gemeinschaftsprojekt des italienischen Osservatorio Astronomico di Capodimonte und der Europäischen Südsternwarte ESO.
Aufnahmen des Very Large Telescope (VLT) und des Weltraumteleskops Hubble zeigten schon im Jahr 2009, dass sich im Zentrum von NGC 253 ein schwarzes Loch befindet, das demjenigen in der Milchstraße sehr ähnlich ist. Die Sculptorgalaxie fällt in die Kategorie der Starburstgalaxien, die extrem viele Sternentstehungsgebiete beherbergen. Die zahlreichen dort erst kürzlich entstandenen heißen Sterne bringen die umgebenden Wolken aus Wasserstoffgas dazu, rot zu leuchten; durch eine Farbverschiebung in der neuen Aufnahme des VST erscheinen diese Gebiete hier als kleine grüne Flecken. Diese Sternentstehungsaktivität sorgt auch dafür, dass die gesamte Galaxie NGC 253 für ihre Größe vergleichsweise hell erscheint.
Die Aufnahme hat bei genauerer Betrachtung noch mehr zu bieten: Im Hintergrund von NGC 253 lassen sich Galaxien ausmachen, die in noch größerer Entfernung liegen. Die Astronomin Caroline Herschel, Schwester des bekannteren Friedrich Wilhelm Herschel, konnte diese sicherlich noch nicht sehen, als sie die Sculptorgalaxie im Jahr 1783 entdeckte.
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