News: Feuer und Eis
Im Rahmen des Cape Roberts-Projekts arbeiten Geowissenschaftler aus Neuseeland, Australien, Großbritannien, Italien und Deutschland zusammen. Sie untersuchen mit Hilfe einer bisher etwa 110 Meter tiefen Bohrung im Meeresgrund die klimatischen und geologischen Veränderungen des südlichen Kontinents. Von der Entdeckung vulkanischer Aktivität waren sie allerdings selbst überrascht.
Ihr Fund besteht aus Schichten vulkanischen Auswurfmaterials, das bei einer explosiven Eruption in die Atmosphäre geschleudert wurde, durch die Luft in den Ozean gelangte und sich schließlich am Meeresboden absetzte. Die Ausmaße und derbe Struktur der Hauptschichten lassen den Schluß zu, daß der Ausbruch große Mengen Gestein freisetzte, wobei eine Aschewolke bis in die Stratosphäre gelangte.
Die Schichten mit vulkanischen Ablagerungen sind von schlammigen Sandschichten umgeben, was auf einen relativ ruhigen Meeresboden mit gelegentlichen, schwachen Strömungen in der Zeit vor und nach dem Ausbruch hindeutet. Dieses Bild der Ruhe wurde aber zwei bis viermal durch plötzliche Vulkanausbrüche gestört. Das gefundene Material besteht hauptsächlich aus Bimsstein und stammt aus der näheren Umgebung. Die genaue Lage der Quelle sowie deren Charakteristika sind allerdings noch nicht geklärt.
Die dickste der Schichten mißt 1,2 Meter. Der dazugehörige Ausbruch dürfte in etwa jenem von Krakatau im Jahre 1883 entsprechen. In den Ablagerungen sind Stücke zu finden, die nahezu einen Zentimeter groß sind. Daraus folgern die Forscher, daß der Vulkan im Umkreis von 50 bis 100 Kilometern gelegen haben muß und in ähnlicher Weise wie der Vesuv ausgebrochen ist.
Die Folgen der Eruption waren wahrscheinlich weit über die Antarktis hinaus zu spüren, vermutlich sogar weltweit. Der kleinere Ausbruch des Pinatubo hatte bei einem ähnlichen Verlauf die mittlere Welttemperatur im Jahre 1991 um immerhin 0,5 Grad Celsius gesenkt.
Mit Hilfe des vulkanischen Materials werden die Wissenschaftler das Alter der einzelnen Schichten ihrer Bohrproben jetzt genau bestimmen können, da das Auswurfgestein radioaktive Isotope enthält. Einige Proben haben sie bereits für genauere Untersuchungen an verschiedene Universitäten weitergeschickt.
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