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Feuerökologie: Waldbrände nehmen weltweit zu

Jahrzehntelang gingen die Zahl der Waldbrände und die verbrannte Fläche zurück. Doch der Trend scheint sich umgekehrt zu haben - wegen des Klimawandels und veränderter Landnutzung.
Ein Feuer frisst sich durch geschädigten Wald im Amazonasgebiet. Dichter Rauch steigt auf
Der Amazonasraum gehörte lange zu den Regionen, in denen Feuer selten waren. Doch Viehzüchter und Sojabauern legen nun regelmäßig Brände.

Noch ist die Brandsaison auf der Nordhalbkugel nicht vorüber, doch schon jetzt ist klar: In den USA und Kanada war dieses Jahr das mit den meisten Opfern beziehungsweise das stärkste Feuerjahr seit Jahrzehnten. Auf der Insel Maui starben weit über 100 Menschen, als ein Buschfeuer die Stadt Lahaina verheerte. Und in Kanada verbrannten rund vier Prozent des gesamten Waldbestands seit Jahresbeginn – mehr als 150 000 Quadratkilometer. Diese Dimensionen passen allerdings in einen Trend, den Wissenschaftler seit der Jahrtausendwende beobachten. Nachdem jahrzehntelang Zahl und Fläche von Flächenbränden zurückgegangen sind, steigen sie wieder an. Das berichten Alexandra Tyukavina von der University of Maryland in College Park und ihr Team in den »Frontiers of Remote Sensing«.

Verglichen mit der Zeit um das Jahr 2000 verbrennt heute mit sechs Millionen Hektar doppelt so viel Wald pro Jahr. Insgesamt machen Waldbrände damit ein Viertel bis ein Drittel des gesamten Waldverlustes pro Jahr aus – der Rest geht auf Abholzung oder Schädlingsbefall zurück. Im Untersuchungszeitraum bis 2022 fiel das Jahr 2021 besonders schlimm aus, als über neun Millionen Hektar Opfer der Flammen wurden.

Besonders betroffen sind davon die borealen Regionen und bis 2022 vor allem die großen Nadelwälder Sibiriens (die Brandsaison 2023 mit Kanada als einem globalen Schwerpunkt war nicht mehr Teil der Studie). Feuer ist in diesem Ökosystem zwar Teil des natürlichen Kreislaufs, doch nahm die betroffene Fläche seit 2001 beständig jährlich um drei Prozent zu. Die Arbeitsgruppe führt dies zu einem großen Teil auf die starke Erwärmung und die zunehmenden Dürren in der Region zurück: Der boreale Norden heizt sich schneller auf als der Rest der Erde. Dadurch verlängert sich die Brandsaison und die Intensität der Brände verstärkt sich. Allein 2021 gingen in Russland dadurch 5,4 Millionen Hektar Waldfläche verloren.

Zahl und Ausdehnung der Waldbrände steigerten sich allerdings auch in anderen Teilen der Welt, vor allem in den Tropen, Subtropen und in den gemäßigten Regionen Australiens, wo die Saison 2018/19 als »schwarzer Sommer« in die Geschichte einging. Bemerkenswert ist laut Tyukavina und Co außerdem die Zunahme in den feuchten Tropen, in denen Waldbrände auf natürliche Art extrem selten sind. Doch hier betrug der Zuwachs über die Zeit jährlich fünf Prozent oder 36 000 Hektar.

Meist handelte es sich dabei um Feuer, die von gerodeten Flächen auf noch intakte Waldflächen übergriffen. Um neue Viehweiden zu gewinnen, entnehmen Landbesitzer erst die großen Bäume aus dem Wald, zerstören den Rest und zünden das Material dann in der Trockenzeit an. Deshalb waren die eigentlichen Waldbrände »nur« für 10 Prozent der vernichteten Regenwälder in den letzten 20 Jahren verantwortlich, während 90 Prozent auf andere Ursachen zurückgehen, die Feuer dann aber begünstigen. Klimawandel, häufigere Dürren und durch die Zerstückelung der Waldfläche ausgelöste Störungen des kleinen Wasserkreislaufs fördern auch hier die Brände.

Der beobachtete Trend gilt zudem für Europa, nicht nur um das Mittelmeer, sondern ebenso in gemäßigten Teilen Frankreichs sowie in Teilen Deutschlands, wo Zahl und Fläche von Waldbränden steigen. Rund um das Mittelmeer spielt der Klimawandel mit verstärkten Dürren ebenso eine Rolle wie die stark veränderte Landnutzung der letzten Jahrzehnte. Durch Ackerbau und Viehzucht offen gehaltene Flächen haben sich hier nach Aufgabe der Landwirtschaft rasch zurück in Busch- und Waldland entwickelt; dazu kommt Aufforstung mit Eukalyptus und Kiefern, die rasch und intensiv brennen können, wie es in den letzten Jahren in Portugal und der nordspanischen Provinz Galizien geschah.

Inzwischen zeigt die Entwicklung in den Wäldern den genau entgegengesetzten Trend wie in den Savannen und Grasländern der Erde. Sie machen etwa 70 Prozent der zerstörten Fläche weltweit aus. Doch reduzierte sich hier die insgesamt verbrannte Fläche in den letzten Jahrzehnten deutlich: vor allem in Afrika, aber ebenso in Australien und Südamerika. Neben verbessertem Brandschutz ist dies vor allem auf veränderte Landwirtschaft zurückzuführen. Riesige Areale wurden von Gras- in Ackerland überführt und werden für den Anbau von Getreide oder Soja genutzt, was das Feuerrisiko senkt.

Berücksichtigen muss man bei den Waldbränden noch einen entscheidenden Faktor. Der Klimawandel und veränderte Landnutzung begünstigen zwar die Brände. Damit es aber tatsächlich brennt, braucht es meist noch einen, der das Feuer legt – absichtlich oder versehentlich: In den USA gehen wohl mehr als 80 Prozent der Waldbrände auf Menschen zurück, die zündeln, ihre Zigarette ins ausgetrocknete Unterholz werfen oder ihr Lagerfeuer nicht adäquat betreuen. In Europa dürften die Zahlen ähnlich sein, in den feuchten Tropen liegen sie wohl noch höher. Nur die Minderheit der Brände geht demnach auf natürliche Ursachen wie Blitze zurück.

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