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Hirnforschung: Film, Buch oder Wirklichkeit - dem Gehirn ist es egal

Beobachten wir eine Gefühlsregung bei anderen Menschen, werden im Gehirn die gleichen Regionen tätig, die auch dann aktiv sind, wenn wir die Emotion selbst empfinden. Deswegen wird uns selbst dann flau im Magen, wenn es nur der Filmheld Indiana Jones ist, der über dem Abgrund baumelt. Für die Emotionszentren im Gehirn machen fiktional und real kaum einen Unterschied. Neurologen aus Holland und den USA zeigen jetzt, dass dieser Effekt in gleicher Weise auch von geschriebenen Texten ausgelöst wird.

Die Wissenschaftler um Christian Keysers vom Neuroimaging Center der niederländischen Universität Groningen zeigten Probanden kurze Filme, in denen eine Person aus einer Tasse trank und anschließend ein angewidertes Gesicht machte. Die Hirnaktivität bildeten sie dabei mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) ab. Erwartungsgemäß wurden Bereiche im anterioren insulären Cortex aktiv, einem Gehirnareal, das unter anderem bei der Empfindung von Ekel eine Rolle spielt.

Später baten sie die gleichen Versuchspersonen, während des fMRI-Scans einen Ekel auslösenden Text zu lesen und maßen zum Vergleich die Hirnaktivität beim Trinken einer unangenehm schmeckenden Flüssigkeit.

Das Ergebnis: In allen drei Fällen wurden die gleichen Hirnregionen aktiv. Selbst wenn wir nur ein Buch lesen, so die Forscher, aktivieren wir dieselben neuronalen Schaltkreise, die auch bei realem Erleben tätig werden – und durchleben die Fiktion darum so, als sei sie wirklich.

Lars Fischer

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