Vogel auf Wanderschaft: Findet die kleine Eule eine neue Heimat?
Der Steinkauz steht in Deutschland auf der Liste der gefährdeten Arten. Am liebsten lebt die kleine nachtaktive Eulenart auf Streuobstwiesen oder Weiden mit altem Baumbestand. Diese weichen allerdings vielerorts zunehmender Bebauung und intensiver Landwirtschaft. Noch rund 6000 Steinkauz-Pärchen gibt es dem deutschen Naturschutzbund (NABU) zufolge in Deutschland, die meisten davon am Niederrhein, aber auch im deutschen Südwesten. In der benachbarten Nordschweiz sind sie praktisch ausgestorben – doch es könnte gelingen, sie dort wieder anzusiedeln, berichten Forschende aus Deutschland und der Schweiz jetzt in der Zeitschrift »Ecological Applications«.
Das Team um den Ökologen Severin Hauenstein von der Universität Freiburg verfolgte zunächst per Funksignal 126 junge Steinkäuze, um abzuschätzen, wie diese ihre Habitate nutzten. Demnach fliegen weibliche Eulen auch längere Strecken in eine Richtung, während ihre männlichen Artgenossen gerne länger pausieren und sich stärken an einen Lebensraum binden. Anhand solcher Daten entwickelten Hauenstein und seine Kollegen von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig ein Computermodell. Es simuliert, wie sich auswandernde Steinkäuze voraussichtlich von einem Lebensraum zum nächsten bewegen.
»Eine natürliche Wiederbesiedlung der Nordschweiz ist grundsätzlich möglich, aber mit Einschränkungen«, so das Fazit der Forschenden. »Insbesondere fragmentierte Stadtgebiete scheinen die Bewegungsfreiheit der jungen kleinen Eulen drastisch zu begrenzen. Außerdem meiden sie Waldgebiete, weil dort ihr natürlicher Feind zu Hause ist, der Waldkauz.« Auch Höhenlagen wie den Schweizer Jura würden sie nicht besiedeln. Es bestünden lediglich enge Korridore für Lebensräume, etwa im unteren Aaretal oder im Fricktal südöstlich von Basel. Doch würden diese beispielsweise mit Nistkästen ausgestattet, könnte der Steinkauz dort heimisch werden.
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