Tierphysiologie: Fisch kuriert sich mit Verhaltensfieber
Viele wechselwarme Tiere wie Reptilien, Amphibien und Fische suchen sich bei einer Infektion eine wärmere Umgebung. Dort ist gemäß Experimenten ihre Überlebenschance deutlich höher. Warum, klärten Forscher nun an Zebrafischen: Die höhere Temperatur kurbelt gezielt das Ablesen von Genen für eine spezifische Immunantwort an.
Forscher um Simon MacKenzie von der University of Stirling simulierten bei Zebrafischen eine Infektion, indem sie ihnen synthetische, virenähnliche RNA-Stücke verabreichten. Tiere, die in Aquarienbecken mit wärmerem Wasser ausweichen konnten, zeigten ein anderes Repertoire an Boten-RNA (mRNA) als Artgenossen, die keine Wahl hatten: Sie wiesen nun mehr mRNAs auf, die spezifisch für die Abwehr von Virusinfektionen sind. Die Tiere, die nicht in wärmeres Wasser wechseln konnten, hatten dieses Muster nicht, bei ihnen war nur insgesamt die Genaktivität hochreguliert. Gleichzeitig entwickelten die Fische mit Warmwasseroption die typischen Anzeiger für die Entzündungsreaktion, die auch bei Säugetieren bei einer Fieberreaktion auftreten.
In einem weiteren Experiment prüften die Wissenschaftler die Überlebensrate nach einer echten Virusinfektion. Auch hier erging es den Tieren mit Warmwasserbecken deutlich besser: Sie zeigten keine Anzeichen einer Infektion, die Forscher konnten sogar nach der Wärmekur keine Viruspartikel mehr nachweisen.
Das "verhaltensbedingte Fieber" von wechselwarmen Tieren ist demnach mehr als nur ein Ankurbeln des Stoffwechsels: Es löst mittels Einfluss auf die Genaktivität eine spezifische Immunreaktion aus. Angesichts der weiten Verbreitung im Tierreich dürfte es sich um einen sehr alten Mechanismus handeln, der sich dank seines evolutionären Vorteils erfolgreich halten konnte.
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