News: Fit trotz Winterschlaf
Henry Harlowe von der University of Wyoming und seine Kollegen haben jetzt den Winterschlaf von zehn Schwarzbären in Wyoming und Colorado genauer untersucht (Nature vom 22. Februar 2001). Sie überwachten Körpertemperatur und Muskelaktivität mit einem speziellen Herzschrittmacher. Im Herbst sowie im frühen und im späten Winter entnahmen die Wissenschaftler Gewebeproben und maßen die Muskelkraft.
Bei Menschen, aber auch bei Nagetieren, die an einer durch Untätigkeit ausgelösten Muskelatrophie leiden, reduziert sich die Anzahl und die Größe der Muskelfasern. Das Verhältnis von schnellen zu langsamen Fasern ändert sich ebenso wie der Gehalt an myofibrillärem Protein. Bei den Bären hingegen ging die Faseranzahl und -größe der Skelettmuskeln nicht zurück. Während einige Muskeln ihren Proteingehalt und ihre Oxidationskapazität vollständig behielten, zeigten andere nur leichte Abnahmen. Ein überwinternder Bär verliert in 130 Tagen weniger als 23 Prozent seiner Stärke, während ein Mensch im gleichen Zeitraum 90 Prozent der Muskelkraft einbüßen würde.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Körpertemperatur der Bären ungefähr viermal am Tag anstieg. Gleichzeitig dazu stellten sie Muskelkontraktionen fest, die man in etwa mit isometrischen Übungen vergleichen könnte. Harlowe ist der Ansicht, dass die Bären auf diese Art ihre Stärke erhalten. Außerdem sind sie in der Lage, den Stickstoff aus dem Harn zurückzugewinnen und für die Proteinsynthese zu nutzen.
Für die Therapie von Menschen, die bettlägerig sind oder an Muskelfunktionsstörungen leiden, könnten diese Ergebnisse ebenso eine Rolle spielen wie für längere bemannte Raumflüge. Auf dem langen Weg zu anderen Planeten würden die Astronauten dann "Winterschlaf" halten und ihre Muskeln mit der, von den Bären abgeschauten Technik, trainieren.
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