Evolution: Fliege vererbt Bakterium als Parasitenschutz
Das Verhältnis zwischen Parasiten und ihren Wirten ist gespannt. Während die einen schmarotzen, liegt den anderen viel daran, dies zu verhindern. Kann ein Wirt aufgrund seiner genetischen Konstitution den Parasiten eindämmen, vererbt er diesen Vorteil an seine Nachkommen. Diese sind dann ebenfalls besser gegen den Schmarotzer gewappnet. Doch wie bekämpft man einen neu aufgetretenen Parasiten, gegen den noch kein Gen hilft?
Nicole Wedemeyer
Der Biologe John Jaenike von der University of Rochester, USA, konnte jetzt beobachten, dass sich Taufliegen in diesem Fall Hilfe von außen holen. Einige Vertreter der Gattung Drosophila werden seit rund 30 Jahren von dem in die USA eingeschleppten Nematoden Howardula aoronymphium parasitiert. Er bohrt sich durch die Haut der jungen Weibchen und führt bei den erwachsenen Tieren unweigerlich zur Sterilität. Jaenike fand heraus, dass eine gleichzeitige Infektion mit einem Bakterium namens Spiroplasma das Wachstum der Fadenwürmer eindämmt und die Unfruchtbarkeit verhindert.
Indem die Weibchen ihre Gelege mit der Mikrobe infizieren, lassen sie auch ihrer Brut diesen Schutz zukommen. Die Spiroplasmen-Infektion betrifft deshalb laut Jaenike inzwischen schon die meisten Fliegenpopulationen im Osten Nordamerikas und breitet sich zügig in den Westen aus. Der Wissenschaftler deutet dies als einen Anpassungsmechanismus, mit dem die Fliegen den Nematoden nach sehr kurzer Zeit eine Defensivstrategie entgegensetzen konnten. Dabei schaffen sie es, eine nicht genetisch fixierte Lösung trotzdem auf ihre Nachkommenschaft zu übertragen – frei nach dem Motto: warum selbst erfinden, was andere schon längst können?
Nicole Wedemeyer
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