Direkt zum Inhalt

Parasitenabwehr: Fliegen trinken sich giftig

Schlupfwespe legt Eier in Fliegenlarve

Auch Taufliegen schadet Alkohol: Erwischen sie regelmäßig zu viel, so leben sie allgemein kürzer und produzieren weniger Nachwuchs. Im Vergleich zu anderen Organismen vertragen die Fliegen aber eine ganze Menge; kein Wunder, leben sie doch an vergorenen Früchten oder in Weinkellern. Diese relative Trinkfestigkeit scheinen die Insekten sogar auszunutzen: Um Attacken von Krankheitserregern abzuwehren, greifen sie gezielt zu Hochprozentigem.

Das schlussfolgern Forscher um Todd Schlenke von der der Emory University in Atlanta. Die Forscher hatten analysiert, welchen Einfluss der Alkoholgehalt in den Körpern von Drosophila melanogaster auf verschiedene Schlupfwespenparasiten hat, die ihre Eier in den Körper der Taufliegenlarven ablegen [1]. Dabei zeigte sich, dass stärker alkoholisierte Fliegen seltener von Wespen befallen werden. Zudem kämpfte das giftige Ethanol im Fliegenkörper Wespeneier oft auch nieder, ohne dass die Fliege die dafür sonst zuständigen Immuninstanzen hochkurbeln musste.

© Milan et al., Current Biology
Schlupfwespe legt Eier
Eine Schlupfwespe legt Eier in eine Taufliegenlarve. Die kann sich nun wehren, indem sie besonders alkoholhaltige Nahrung zu sich nimmt: Die Parasiten in ihrem Inneren entwickeln sich dann weniger gut.

Diese alkoholische Selbstverteidigung von Drosophila funktioniert allerdings nicht gegen alle Schlupfwespenarten gleich gut. So lässt sich der auf die Taufliege spezialisierte Schmarotzer Leptopilina boulardi von hohen Alkoholkonzentrationen in der Körperflüssigkeit seines Opfers kaum abschrecken; viel anfälliger ist dagegen der auf verschiedenen Arten parasitierende Verwandte L. heterotoma. L. boulardi scheint sich also auf einen Wirt eingeschossen zu haben, der sich selbst auf hohe Alkoholgehalte spezialisiert hat.

Die Fliegenlarven profitieren offenbar nicht einfach passiv von dem hohen Alkoholgehalt ihrer Nahrung (sie nehmen zum Beispiel die auf vergärenden Früchten wachsenden Hefezellen auf); vielmehr suchen sie bevorzugt alkoholhaltigere Nahrung, wenn sie bereits infiziert sind, wie ein weiteres Experiment zeigt. Ähnliche Versuche der Selbstmedikation infizierter Insekten mit toxischen Nahrungsbestandteilen kennt man bereits von Raupen [2].

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.