News: Fliegengehirne im Computer
Am Lehrstuhl für Genetik haben die Wissenschaftler damit begonnen, das Gehirn der Taufliege (Drosophila melanogaster) im ganzen zu präparieren, zu färben und zu rekonstruieren. Solche dreidimensionalen Modelle ließen sich bis vor einigen Jahren nur zeitintensiv und unter großem experimentellem Aufwand rekonstruieren – und zwar aus langen Serien hauchdünner Schnitte. Heute dagegen steht die Konfokalmikroskopie zur Verfügung. Sie ermöglicht es, Schnittserien sehr schnell auf optischem Weg zu erstellen und diese genauso schnell wieder zu ganzen Gehirnen zusammenzusetzen.
Die Menge der dabei entstehenden Daten ist, ähnlich wie bei der Kernspintomographie, gewaltig. Deshalb sind neue Verfahren nötig, um die Daten effizient weiterzuverarbeiten und zu visualisieren. Zusammen mit dem Konrad Zuse-Rechenzentrum in Berlin haben die Würzburger Forscher bereits erste Schritte unternommen, um mehrere rekonstruierte Gehirne darstellen und vergleichen zu können. Denn die Genetiker interessieren sich nicht nur für ein einzelnes Gehirn, sondern für die Unterschiede zwischen vielen Gehirnen – schließlich ist die "Kommandozentrale" keine für alle Fliegen identische, "festverdrahtete" Schaltung. Das Gehirn unterscheidet sich von Fliege zu Fliege und verändert sich sogar während des Lebens einer einzelnen Fliege. Diese Plastizität ist, wie immer deutlicher wird, auch die Grundlage von Lernfähigkeit und Gedächtnis.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.