Paläontologie: Flugsaurier-Eier lassen Forscher jubeln
Sie tragen Namen wie Quetzalcoatlus oder Hatzegopteryx, die an monströse Sagengestalten erinnern. Und tatsächlich gehören diese großen Pterosaurier zu den furchterregendensten Tieren, die bislang auf der Erde gelebt haben: Mit der Größe eines Kleinflugzeugs und ausgestattet mit einem gigantischen Schnabel gehörten sie in vielen Ökosystemen zu den dominierenden Beutegreifern. Im Gegensatz zu Dinosauriern wie dem T. rex wissen Paläontologen jedoch noch relativ wenig über die Pterosaurier, weil deren Überreste den Versteinerungsprozess schlechter überstanden. Umso mehr freut es die Forscher um Xiaolin Wang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, dass sie in der nordwestchinesischen Turpan-Senke auf eine riesige Fundgrube von Knochen und Eiern der Art Hamipterus tianshanensis gestoßen sind, die sie in "Science" beschreiben.
Hamipterus tianshanensis reicht in seinen Dimensionen nicht ganz an seine verwandten Giganten heran – die eineinhalb bis dreieinhalb Meter Flügelspannweite entsprechen derjeniger heutiger Albatrosse oder Andenkondore. Doch dank der chinesischen Fundstätte können Wissenschaftler mehr über diese Art aussagen als über alle anderen Vertreter. Die Überreste stammen demnach von dutzenden oder sogar hunderten Tieren und von Männchen wie Weibchen unterschiedlichen Alters. Zudem gruben Wang und Co rund 215 fossile Eier aus, in denen noch Embryos in mehreren Entwicklungsstadien ausgemacht werden könnten. Diese Spezies lebte also gesellig und nistete in größeren Brutkolonien, ähnlich wie Seevögel heute. Wahrscheinlich hatten Stürme die Eier, Küken und Erwachsenen schwer getroffen und von ihren Brutplätzen in einen nahen See geblasen, wo sie starben und anschließend von Sedimenten begraben wurden.
Womöglich waren die Jungen Nestflüchter, da sie anscheinend direkt nach dem Schlüpfen laufen konnten: Ihre Hüftknochen festigten sich zeitig, während die Skelettteile, an denen die Brustmuskulatur ansetzt, anfänglich noch sehr schwach ausgeprägt waren. Bis zum ersten Flug mussten sie diesen Bereich also noch kräftigen. Während erwachsene Pterosaurier kräftige Zähne im Schnabel besaßen, fehlten diese den Jungtieren. Wang und Co spekulieren deshalb, ob die Eltern ihren Nachwuchs zu Beginn fütterten. Die Eierschale bestand allerdings nicht aus Kalk wie die von Vogeleiern, sondern war eher ledrig wie die von Meeresschildkröten oder Krokodilen. Die Pterosaurier bebrüteten die Eier daher nicht auf einem Nest, sondern vergruben sie wohl eher im warmen Untergrund. Hamipterus tianshanensis lebte vor rund 120 Millionen Jahren; zusammen mit den Dinosauriern starben die Pterosaurier am Ende der Kreidezeit aus.
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