Landwirtschaft: Fördert Gülle Antibiotikaresistenzen?
Noch ist stark umstritten, ob eingesetzte Antibiotika in der Viehzucht tatsächlich für Menschen gefährliche, resistente Bakterien fördern. Nun zeigt sich, dass die Mast und dabei anfallender Kot, der als Dünger auf die Felder ausgebracht wird, womöglich doch Antibiotikaresistenzen fördern könnten – selbst wenn die Tiere zuvor überhaupt nicht medikamentös behandelt worden sind. Diesen überraschenden Zusammenhang deckten nun Jo Handelsman von der Yale University in New Haven und seine Kollegen auf: Sie hatten die Bakteriengemeinschaften von Böden untersucht, die entweder mit Gülle oder mit mineralischem Dünger versorgt worden waren. Zwei Wochen später hatte sich in den Feldern, die Kunstdünger erhielten, wenig geändert. Dagegen breiteten sich in den Vergleichsproben mit Stallmistgabe bestimmte Bakterien stark aus, die das Enzym Beta-Lactamase in großen Mengen produzieren können – die Substanz baut eine ganze Reihe an Antibiotika, darunter Penicillin, ab und macht sie unschädlich für die Mikroben.
Besonders profitierten Pseudomonas-Bakterien von der Gülle, die häufig bei menschlichen Infektionen auftreten. Über genetische Marker konnten die Forscher feststellen, dass die Bakterien tatsächlich zuvor im Boden vorhanden waren und nicht erst mit dem Kot eingetragen wurden. Wahrscheinlich nährte der Viehmist die Bakterien mit natürlichem Antibiotikaschutz, so dass diese andere Arten verdrängen konnten. Der genaue Mechanismus dahinter ist aber noch rätselhaft. Womöglich sorgen bestimmte Nährstoffe oder auch Schwermetalle im Kot dafür, dass sich Pseudomonas und Co durchsetzen, da die Beta-Lactamase die Bakterien auch widerständiger gegen Metalle mache, spekulieren die Forscher. Das wolle man als Nächstes testen. Ob diese Förderung der Resistenzen sich allerdings tatsächlich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirkt, bleibt jedoch weiterhin ungeklärt.
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